Der Krieg im Villenviertel
Muslime, Russen, Trump und Obama: Was die grosse Politik mit Parkplätzen zu tun hat.

Es ist eine Quartierposse, die sich ganz ähnlich auch in Zürich oder Bern abspielen könnte. In diesem Fall aber sind nicht nur illustre Namen involviert, es werden auch ganz grosse Themen berührt, die derzeit die politische Agenda in den USA bestimmen.
Es geht um Parkplätze. Es geht um Fragen wie: Wer darf hinein? Wer war zuerst? Und vor allem: Wie schottet man sich ab?
Das Quartier heisst Kalorama, ein Villenviertel im Norden von Washington D.C. Hier wohnen Botschafter, Lobbyisten und gut betuchte Washingtoner in 14-Zimmer-Häusern mit englischem Rasen, die von illegal eingereisten Mexikanern gemäht werden. Seit ein paar Monaten wohnen hier auch die Obamas und die Trumps, also Tochter Ivanka mit Ehemann Jared Kushner. Die Trumps und die Obamas sind beinahe Nachbarn, man kann zu Fuss von einem Haus zum anderen spazieren, vorbei an den Limousinen des Secret Service. Auch sie spielen in dieser Posse eine wichtige Rolle.
Mit den Trumps und den Obamas fingen die Probleme im Quartier zwar nicht an. Doch ihre Anwesenheit wirkte «wie ein Brandbeschleuniger», sagte Ellen Goldstein, eine Anwohnerin.
Anders als in europäischen Grossstädten ist es in Washington normalerweise kein Problem, Parkplätze zu finden. Auf den breiten Strassen der Innenstadt finden sich genug Lücken, um sein Auto auch ohne millimetergenaues Zirkeln stehen zu lassen.
Eine Mauer um Kalorama
Kalorama war da immer eine Ausnahme, was an den Botschaften liegt. Vor allem aber liegt es am Islamischen Zentrum Washingtons, der grössten Moschee der Stadt. Fünfmal am Tag lassen Hunderte Muslime, darunter viele Taxifahrer, ihr Auto stehen, um zu beten. Lange ging das gut, der wohlhabende Washingtoner ist ein toleranter Mensch, doch nun regt sich Widerstand. Ellen Goldstein, die Anwohnerin, sagte im Lokalfernsehen, sie hätte nichts gegen betende Menschen. Aber gegen deren Autos schon.
Mit dem Zuzug der Trumps und Obamas und den Limousinen des Secret Service, die ganze Strassen versperren, habe sich die Lage dramatisch verschärft, sagte Goldstein und klang, als handle es sich um ein Kriegsgebiet. Die Anwohner müssen nun mit den Muslimen und den Mitarbeitern der russischen Botschaft um wenige Plätze kämpfen: Russen, Muslime, Trump und Obama, es ist wie in der ganz grossen Politik.Präsident Trump würde in solchen Momenten eine Mauer um Kalorama bauen, um Eindringlinge fernzuhalten. Tatsächlich hat die Stadtverwaltung reagiert und neue Schilder angebracht. Neu dürfen im Quartier nur Anwohner parkieren, nur halte sich niemand dran. Den Russen seien die Strafzettel egal, sagte Goldstein. Und die Muslime würden die Schilder nicht mal lesen.
Die Moschee war zuerst
Unterdessen spitzt sich die Parkplatzkrise weiter zu. Der Sprecher der Moschee, Abassie Jarr-Koroma, behauptete, viele Gläubige könnten nicht mehr zum Gebet erscheinen, weil es keine Parkplätze gebe. «Wir waren zuerst hier», sagte Jarr-Koroma, noch vor den Russen und den beiden berühmten Familien. «Warum trifft es immer uns?», fragte der Sprecher, womit er die einst so harmlose Quartierposse endgültig auf eine neue Stufe hob.
In solchen Fällen wäre der Rat des besonnenen Obama gefragt. Doch der Ex-Präsident scheint sich nur um die grossen Fragen kümmern zu wollen. Wobei das ja Ansichtssache ist.
Ellen Goldstein aber zog resigniert von dannen. In Washington sei nichts mehr wie früher, sagte sie. Und da hat sie recht.
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