
Wird ers? Oder wird ers etwa doch nicht? Der 52-jährige Borge Brende soll den 79-jährigen Klaus Schwab als Präsident des World Economic Forum (WEF) ablösen. Darin war man sich im Oktober nach Brendes Abgang als norwegischer Aussenminister und seinem Zugang zur WEF-Führung als geschäftsführender Direktor einig. Der Norweger schien der perfekte Kronprinz zu sein.
Er war von 2008 bis 2009 Direktor und von 2011 bis 2013 administrativer Direktor des WEF. Davor und danach machte der Norweger in seiner Heimat als Politiker Karriere. Der Ehemann und Vater zweier Kinder, der der konservativen Partei Hoyre angehört, war vom Umwelt- zum Industrie- und Handels- und 2013 schliesslich zum Aussenminister aufgestiegen. Darüber hinaus hatte der Historiker, Sozialökonom und Jurist als Generalsekretär des norwegischen Roten Kreuzes und Präsident einer UNO-Kommission amtiert.
Doch wie überzeugt ist Schwab von Brende? Als Brende sich für eine Rückkehr ans WEF entschied, feierte Schwab dies als «grosse Entlastung». Dass Brende trotz Lobeshymnen auf die norwegische Friedensdiplomatie in Kolumbien seinen Posten als Aussenminister räumte, musste Schwab als grosse Wertschätzung empfinden. Ein klares Zeichen, Brende das WEF zu «vererben», will Schwab aber nicht geben. Er sei topfit, versichert der Deutsche bei jeder Gelegenheit. Seine Ablösung erfolge «sicher nicht so schnell». Der Stiftungsrat garantiere die Kontinuität des Forums. Doch gerade der Stiftungsrat mit IKRK-Chef Peter Maurer dürfte auf Brendes Rückkehr ans WEF hingewirkt haben.
Als Aussenminister hat Brende gelernt, mit schwierigen Situationen und Charakteren umzugehen.
Brende muss sich vorerst gedulden und wird nun in Davos aufmerksam beobachten, was um ihn herum geschieht. Sein Humor und seine Gelassenheit helfen ihm dabei. Als Aussenminister hat er gelernt, mit schwierigen Situationen und Charakteren umzugehen. Auf ein russisches Powerplay in der Arktis mit Militärübungen, plötzlich auftauchenden Kampfflugzeugen und Atom-U-Booten reagierte er mit diplomatischer Kommunikation. Dann griff er zu einer feinen Provokation. Er lud 330 US-Soldaten ein, sich dauerhaft auf einer Militärbasis in Trondheim zu installieren. Damals rechnete Brende aber nicht damit, dass Donald Trump als US-Präsident gewählt würde. Brende hatte Trump zuvor wegen seiner Einstellung zur Nato kritisiert.

Nach der Wahl riet er zu einem professionellen Umgang mit dem US-Präsidenten. Dasselbe wird von ihm in seiner Rolle als WEF-Gastgeber erwartet. Verbiegen will er sich aber nicht. Da hilft es, gute Freunde zu haben, wie den kanadischen Premier Justin Trudeau. Brende und Trudeau diskutieren heute auf der WEF-Bühne. Ihr Thema: «Soziale Verantwortung und der Einfluss der Frauen in einer sich ändernden Welt». In Zeiten der Trump-Ära wirkt ihr Austausch wie eine bewusste Provokation.
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Der Kronprinz muss abwarten
Borge Brende ist nicht sicher, ob er WEF-Chef wird.