Der Mann mit 60'000 Freunden
Sam Keller, der Direktor der Fondation Beyeler ist der Kopf hinter der Art Basel, die heute Vernissage hat.

Wenn heute die 41. Art Basel, die weltweit grösste Kunstmesse, ihre Tore erst für ein ausgewähltes, dann für das breite Publikum öffnet, so ist dies auch ein grosser Tag für Sam Keller. Obwohl er Ende 2007 seinen Posten als Direktor der Kunstmesse an Marc Spiegler und Annette Schönholzer abgegeben hat und seit zwei Jahren mit Geschick die Fondation Beyeler in Riehen leitet, steht er nach wie vor dem Advisory Board der Art Basel vor – und prägt deren Charakter noch immer mit.
Keller ist in den internationalen Museen, Galerien und Kunstmessen zu Hause und hat laut der «SonntagsZeitung» über 60'000 illustre Freunde, trotzdem muss er nicht permanent im Rampenlicht stehen. Das kann er auch mal seinen Kuratoren in der Fondation überlassen. Er selbst hat andere Qualitäten: seinen Charme und seine Gelassenheit, sein scharfes Auge für Qualität, sei es in der Kunst oder bei den kleinen Dingen des Alltags, sowie seine Fähigkeit, Menschen miteinander zu vernetzen. Deshalb ist die Art-Woche für ihn einer der Höhepunkte des Basler Kulturlebens: Er kann dann Künstler, Galeristen und Sammler aus der ganzen Welt zu fachspezifischen und inspirierenden Gesprächen treffen, ohne weit reisen zu müssen.
Ob anlässlich der Vernissage von Matthew Barney im Schaulager in Münchenstein, in der aktuellsten Ausstellung der Basler Kunsthalle oder an einem warmen Juniabend im überfüllten Garten der Kunsthalle – Sam Keller steht nirgends lange still. Stets schaut der 44-Jährige nach vorn, ist er in Bewegung, macht Menschen miteinander bekannt, informiert sich und andere. Er kennt keine Schwellenangst, hält nichts von Hierarchien und ist nicht nur diplomatisch, sondern auch aufmerksam. So soll er sich beispielsweise vor der Türöffnung der Art Basel in Miami persönlich beim Putzpersonal für deren Einsatz bedankt haben.
Alte Sehgewohnheiten durchbrechen
Es erstaunt nicht, dass Ernst Beyeler ihn zu seinem Nachfolger in der Fondation auswählte. Auch der kürzlich verstorbene Beyeler hatte diese Qualitäten, sein Einsatz für die Natur kam genauso aus seinem Innern wie seine Liebe zur Kunst – und auch er konnte sich an Kleinigkeiten erfreuen, wie beispielsweise am wunderbaren Christstollen, den er in den letzten drei Jahren jeweils zur Weihnachtszeit von einem Kunstkritiker erhielt.
Nach Henri Rousseau in der Fondation Beyeler den früh verstorbenen amerikanischen Künstler Jean-Michel Basquiat zu zeigen, zeugt von Sam Kellers Neugier, alte Sehgewohnheiten zu durchbrechen und neue Experimente zu wagen. Nicht nur sprechen die beiden Künstler in ihren Bildern eine ähnliche Sprache, mit Basquiat gelang es Keller zudem, zur Gegenwartskunst aufzuschliessen. Und diese ist es, der er sich zunehmend auch in der Fondation widmen will.
Die Künstler, mit denen Ernst und Hildy Beyeler befreundet waren und die damals zeitgenössisch waren, Picasso, Bacon, Liechtenstein, Tàpies oder Chillida, sind leider tot. Deshalb sind es heute Namen wie Ellsworth Kelly, Franz West, Jenny Holzer oder Günther Förg, die Sam Keller zeigt. Und der Erfolg scheint ihm recht zu geben. Noch selten wurde in der Fondation Beyeler eine Ausstellung von so vielen Jugendlichen und Kindern besucht wie jetzt.
Vielleicht macht sich hier der Einfluss von Kellers 18-jährigem Sohn bemerkbar, der bei der privaten Kunstsammlung ab und zu mitauswählen darf. Auf jeden Fall ist es ein Abenteuer, die Aktivitäten Sam Kellers zu begleiten. Wie es weitergeht, ist sicher spannend zu verfolgen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch