
Die Welt steht vor einigen Herausforderungen. Eine davon ist, was die Menschheit künftig isst. Das ist für uns Schweizerinnen und Schweizer auf den ersten Blick vielleicht etwas überraschend. Unsere Regale sind immer voll, und alles ist jederzeit erhältlich. Wir können es uns leisten, ein Drittel der produzierten Lebensmittel gar nicht erst zu essen.
Doch weltweit betrachtet, sind wir an einem Wendepunkt. Die Menschheit wächst, die verfügbaren Flächen für die Lebensmittelproduktion schwinden. Die zweite Herausforderung ist der ökologische Fussabdruck des menschlichen Wirkens, inklusive der Lebensmittelproduktion. Es ist unbestritten, dass Landwirtschaft betreiben Auswirkungen auf die Umwelt hat. Es geht also darum, zwischen zwei Polen zu optimieren: so umweltfreundlich wie möglich so viel Essen wie möglich bereitzustellen.
Eng mit dem ökologischen Fussabdruck verbunden sind die tierischen Lebensmittel. Denn es ist im Prinzip ineffizient, Essen zuerst durch Tiere veredeln zu lassen. Doch auch das stimmt nur bedingt: Denn gerade in der Schweiz haben wir grosse Flächen vor allem im Berggebiet und an anderen Hanglagen, auf denen nur Gras wächst. Wir können dort keinen Acker- oder Gemüsebau für die direkte menschliche Ernährung betreiben. Dieses Land müssen Raufutterverzehrer wie Kühe, Ziegen oder Schafe als Grasfresser nutzen, die für uns daraus Milch oder Fleisch machen. Schweine und Hühner hingegen fressen zwar kein Gras, dafür viele Nebenprodukte der Lebensmittelherstellung. Das reduziert Food-Waste. Auch beim Menüplan ist nicht die totale Kehrtwende gefragt, sondern die Optimierung.
Der Menüplan der Zukunft ist ein Thema, das zurzeit unter vielen Nägeln brennt.
Der Menüplan der Zukunft ist ein Thema, das zurzeit unter vielen Nägeln brennt. So fand kürzlich ein Ernährungsgipfel statt, an dem ein Rat aus Bürgerinnen und Bürgern und ein Expertengremium zahlreiche Vorschläge präsentierten. Von freiwilligen Anreizsystemen bis zu Verboten war alles dabei.
Was mir als Teilnehmerin auffiel: Die harten Massnahmen zielen vor allem auf die Landwirtschaft. Wir Bauernfamilien sind absolut bereit, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Doch nur bei einer Entwicklung im Einklang mit dem Verkauf und dem Konsumverhalten sind diese Bestrebungen nachhaltig und bieten auch uns Perspektiven. Die vom Ernährungsgipfel angepeilte Veränderung der Ernährung muss deshalb sämtliche Glieder der Wertschöpfungskette mit in die Pflicht nehmen. Alles andere fördert den Import und verlagert unseren konsumbedingten ökologischen Fussabdruck noch mehr ins Ausland. Heute schon fällt dieser zu drei Vierteln ausserhalb der Schweiz an. Die Inlandproduktion mit einseitigen Massnahmen zu verdrängen, ist weder ökologisch sinn- noch im Hinblick auf die weltweite Versorgungslage verantwortungsvoll.
Wir können den gewünschten Weg auch ohne neue Gesetze beschreiten. Das bedingt: eine Anpassung des Essverhaltens und der Kaufentscheidungen, Verantwortung für das Sortiment und dessen Präsentation in den Läden, Information und Bildung im Bereich Ernährung sowie eine gerechte Verteilung der Margen in der Wertschöpfungskette. Wie sagte einst Henry Ford: «Wenn alle gemeinsam vorwärtsgehen, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein.»
Anne Challandes ist Präsidentin des Bäuerinnen- und Landfrauenverbands und Vizepräsidentin des Schweizer Bauernverbands. Sie bewirtschaftet mit ihrer Familie einen Bauernbetrieb im Kanton Neuenburg.
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Gastbeitrag zur Ernährungssicherheit – Der Menüplan der Zukunft geht alle an
Der ökologische Fussabdruck unserer Ernährung muss kleiner werden. Doch dies darf nicht nur auf dem Rücken der einheimischen Landwirtschaft geschehen. Dies würde nur die Probleme ins Ausland verlagern.