«Der Mindestlohn ist ein verkraftbarer Schock»
Für Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt ist klar: Ein Mindestlohn von 4000 Franken pro Monat führt dazu, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Wirtschaftsprofessor Josef Zweimüller relativiert die Schwarzmalerei.
Am 18. Mai entscheidet das Schweizer Stimmvolk darüber, ob künftig ein Mindestlohn von 4000 Franken pro Monat respektive 22 Franken pro Stunde gelten soll. «Steigen die Löhne, würde weiter rationalisiert, Arbeitsplätze würden durch Maschinen ersetzt», sagte Valentin Vogt im Interview mit der «SonntagsZeitung».
In vielen Branchen, in denen Löhne von weniger als 4000 Franken bezahlt werden, liege einfach nicht mehr drin. Ein beachtlicher Teil der Gemüsebauern etwa werde bei einer Annahme der Initiative aufgeben müssen, weil sie zu diesen Kosten nicht mehr produzieren könnten.
Der Besitzer des Coiffeurladens und der Wirt verdienten nicht Millionen, sagte Vogt. Sie bezahlten diese Löhne, weil ihre Margen tief seien. Würden in diesen Bereichen die Löhne und damit auch die Preise erhöht, führe das dazu, dass der Konsument nur noch einen statt zwei Kaffees trinke. Er gehe statt sieben- nur noch fünfmal pro Jahr zum Coiffeur. «Geschieht dies auf breiter Front, gehe diese Arbeitsplätze verloren», sagte Vogt.
Gut verkraftbarer Schock
Weniger dramatisch schätzt der Zürcher Wirtschaftsprofessor Josef Zweimüller die Auswirkungen eines Mindestlohnes auf den Arbeitsmarkt ein. «Ohne Zweifel würde die Einführung dieser Untergrenze einen gewissen Schock auf dem Arbeitsmarkt hervorrufen», sagte Zweimüller im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Er sei aber zuversichtlich, dass die Schweizer Wirtschaft den ganz gut verkraften könnte.
Denn im Vergleich zum Schock, den der hohe Schweizer Franken ab 2008 hervorgerufen habe, sei die Belastung der durchschnittlichen Firma durch einen Mindestlohn ungleich geringer. Zweimüller verweist auf verschiedene Studien aus dem Ausland, wonach die Einführung eines Mindestlohnes nicht zu deutlich negativen Effekten auf die Zahl der angebotenen Stellen geführt habe. Es sei allerdings nicht klar, ob sich diese Resultate auf die Schweiz übertragen liessen.
In bestimmten Regionen und Branchen rechnet aber auch Zweimüller mit Problemen. «Unternehmen, die jetzt schon kaum rentabel arbeiten, könnten aus dem Markt ausscheiden. Das ist ein Risiko», sagte er.
SDA/ajk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch