
Am Ende war die Geschichte für den FC Basel ein Ärgernis. Sein Trainer Paulo Sousa wollte seit mindestens einer Woche zur AC Fiorentina, die Fiorentina wollte Sousa. Und niemand in der Basler Öffentlichkeit wollte mehr Sousa auf der Basler Bank sehen. Geliebt worden war der unnahbar wirkende Portugiese in seinem Amtsjahr in Basel sowieso nie. Während des sich in die Länge ziehenden Transfertheaters war er unter den Anhängern des Clubs gar zur Persona non grata geworden. Und irgendwo in dieser Gemengelage versuchten die Clubvertreter zu retten, was für sie noch zu retten war. Das bedeutet im Falle eines abwanderungswilligen Trainers mit laufendem Vertrag bis Juni 2017: eine Ablösesumme von vielleicht einer Million Franken.
Möglich, dass gestern Abend Sousa eingewilligt hat, einen Teil dieser Transfergebühr selbst zu bezahlen. Möglich ist aber auch, dass der FCB auf Geld verzichtet hat, weil ihm schlicht die Zeit davonzurennen drohte. Am nächsten Montag ist Trainingsstart, da macht es sich ganz gut, wenn jener Trainer auf dem Platz steht, mit dem die Mannschaft in die kommende Saison steigen soll. Ganz zu schweigen von den laufenden Gesprächen mit aktuellen und möglichen künftigen Spielern, die wohl auch gern wüssten, unter wem sie in Zukunft in Basel zu arbeiten haben.
Wechsel als Erfolgsgeheimnis
Die Basler sind nicht unerfahren im Umgang mit Trainerwechseln. Ganz im Gegenteil – der Austausch der Männer an der Seitenlinie schien fast schon Teil des Erfolgsgeheimnisses zu sein. Vier Trainer haben den FCB seit 2009 und dem Abgang des Langzeit-Coachs Christian Gross zu sechs Meistertiteln in Serie geführt. Es ist Teil des «Systems FCB», dass die grossen strategischen Linien vom Club vorgegeben werden. Der Trainer ist da bloss noch ein, wenn auch wichtiger, ausführender Angestellter, der sich in vorgegebenen Leitplanken zu bewegen hat. Entsprechend austauschbar schienen die Basler Trainer zuletzt zu sein.
Entscheidend war anderes: Der FCB hatte seit 2009 zwar den Trainerverschleiss eines durchschnittlichen Abstiegskandidaten – aber er lebte auf anderen Ebenen eine Kontinuität, die den Erfolg ermöglichte. Da war einerseits die strategische Arbeit der Clubführung. Andererseits aber profitierte der FCB auch von Spielerpersönlichkeiten, die die Mannschaft zum Erfolg führen konnten – notfalls auch ohne auf die Anweisungen des jeweiligen Trainers zu hören.
Doch diese Ära der starken Basler Charaktere ist in diesem Sommer mit dem Rücktritt von Marco Streller zu Ende gegangen. Entsprechend dürfte die Person des Trainers wieder an Gewicht gewinnen. Das «System FCB» steht vor seiner wohl härtesten Belastungsprobe, seitdem es mit dem Wechsel von Allesbeherrscher Gross zu Thorsten Fink im Sommer 2009 eingeführt wurde.
Wieder etwas bodenständiger?
Namen möglicher Nachfolger für Sousa sind viele im Umlauf. Denkbar, dass der FCB sich wieder einmal mit bodenständigem, heimischem Schaffen versucht, nachdem sein Flirt mit der grossen, weiten Fussballwelt in der Person des doppelten Champions-League-Siegers Sousa von diesem derart eiskalt beendet worden ist. Der Thuner Trainer Urs Fischer wäre dann vielleicht die erste Wahl, er soll beim FCB weit oben auf der Liste stehen. Noch bis Ende dieser Woche wollen die Basler den Neuen präsentieren.
Dass der FCB eine seiner wichtigsten Personalien unter Zeitdruck fällen muss, sollte der nationalen Konkurrenz Zuversicht einflössen. Allen voran den Young Boys, deren letzter Meistertitel sich Ende der kommenden Saison zum 30. Mal jährt.
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Der FC Basel hat einen hohen Trainerverschleiss und ist trotzdem Serienmeister. Doch nach dem Abgang von Paulo Sousa steht das «System FCB» vor einer Belastungsprobe.