Der nette Herr Rösler ist grantig geworden
Mit ätzender Kritik an Griechenland versucht der deutsche Vizekanzler sein politisches Überleben zu sichern. Bisher erfolglos.

In der Politik ist zwar immer wichtig, was jemand sagt; manchmal aber ist viel wichtiger, wann jemand etwas sagt. Anschauungsunterricht für diese Regel bietet derzeit Philipp Rösler, FDP-Chef und Stellvertreter von Kanzlerin Angela Merkel. Während das politische Berlin in seiner sommerlichen Lethargie darniederliegt, gibt er Interview um Interview – und ätzt dabei kräftig in Richtung Athen. «Es ist längst kein Geheimnis mehr», sagte Rösler erst jüngst wieder, «dass erhebliche Zweifel bestehen, ob Griechenland die Reformvereinbarungen erfüllt.» Die Umsetzung stocke, eine funktionierende Steuerverwaltung gebe es nicht, und auch bei den Privatisierungen laufe kaum etwas. Wenn das Land seine Zusagen nicht erfülle, so Rösler, könne es kein weiteres Geld geben. «Dann wäre Griechenland zahlungsunfähig.»