Der Party-Fluss des Todes
Alkohol, Drogen und keine Kontrolle: Vang Vieng in Laos wäre nichts als ein weiteres Beispiel für die zerstörerische Kraft des Tourismus – wären da nicht die Dutzenden Toten jedes Jahr.

Im tiefen Hinterland des südostasiatischen Staates Laos ist nichts mehr, wie es einmal war. Das einst verschlafene Provinzstädtchen Vang Vieng hat sich in den letzten 20 Jahren zur Touristenhochburg entwickelt. Und Vang Vieng zieht eine ganz besondere Art von Reisenden an, wie der britische «Guardian» in einer ausführlichen Reportage beschreibt.
Zunächst war die Stadt dank der natürlichen Schönheit der Umgebung bei Rucksackreisenden beliebt, die durch Südostasien tingelten. Doch vor rund zehn Jahren, so der «Guardian», kamen die Traktorpneus. Mit ihnen lassen sich die westlichen Touristen auf dem Fluss Nam Song treiben – im Slang heisst das Tubing. Wie in der weltweiten Traveller-Community üblich verbreitete sich die frohe Kunde vom neuen Spass in Windeseile – und es kam, wie es kommen musste.
Feiern zum Tiefpreis
Entlang des rund 1 Kilometer langen Flussabschnittes schossen Bars wie Pilze aus dem Boden. Denn Europäer nach der Matur, Israelis nach dem Militärdienst und US-Amerikaner nach der Highschool haben etwas gemeinsam: sie wollen feiern. In Laos kann man dies zu unschlagbaren Preisen tun. Und in Vang Vieng darüber hinaus eben in Traktorpneus auf dem Fluss treibend.
Heute kommen laut «Guardian» jährlich rund 170'000 Touristen in die 51'000-Einwohner-Stadt. Nicht alle überleben ihren Aufenthalt im Partyparadies.
Denn die Nachfrage hat das entsprechende Angebot generiert: Whisky ist billiger als Trinkwasser, Pizzas und Milchshakes mit Gras, Pilzen oder Opium bekommt man an jeder Ecke.
Ein verheerender Mix
Alkohol, Drogen und der Fluss: ein verheerender Mix. Denn so malerisch der Nam Song auch sein mag, er ist nicht ungefährlich. Nach offiziellen Angaben des Provinzspitals in Vang Vieng starben 2011 sage und schreibe 27 Touristen – Dunkelziffer unbekannt. Sie ertranken beim Tubing oder brachen sich die Schädel beim Sprung in unbekanntes Wasser. Schilder, die vor Kopfsprüngen warnen, nützen nichts. Täglich würden fünf bis zehn Touristen mit Verletzungen eingeliefert, sagt ein Arzt im Spital.
«Vang Vieng verkauft Freude, eine Illusion der totalen Freiheit», sagt Hotelbesitzer Sengkeo Frichitthavong dem «Guardian». Die Laoten seien friedlich und tolerant, deshalb beklagten sie sich nicht über das Benehmen der Ausländer.
Doch für die Bewohner des Landes am Sam Nong hat die touristische Eskalation einschneidende Folgen. Für sie bringen die vielen Toten schlechtes Karma. Der Fluss gehörte einst zu ihrem Familienalltag: baden, waschen, spielen, fischen. Doch das ist vorbei. «Wir wollen nicht mehr im Fluss schwimmen», sagt ein Dorfbewohner dem «Guardian». Sie nennen die Touristen nur noch Zombies.
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