Der pro-russische Präsident bleibt an der Macht
Der amtierende Präsident Armeniens, Sersch Sargsjan, ist laut Wahlkommission mit 59 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Die Behörden ermitteln jedoch wegen Wahlbetrugs.

Der armenische Präsident Serge Sarkisjan ist nach Angaben der Wahlkommission wiedergewählt worden. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge erreichte der Amtsinhaber fast 59 Prozent der Stimmen, teilte die Wahlkommission in Eriwan mit.
Auf dem zweiten Platz folge Raffi Howanessjan mit 37 Prozent. Die Stimmen aller Wahllokale seien ausgezählt, das Ergebnis aber noch nicht endgültig bestätigt, hiess es am Morgen weiter. Rund 60 Prozent der 2,5 Millionen Wahlberechtigten hätten bei der Wahl am Montag ihre Stimme abgegeben.
Konkurrent akzeptiert Ergebnis nicht
«Diese Wahlen waren die besten in der Geschichte des unabhängigen Armeniens», erklärte der stellvertretende Parlamentspräsident Eduard Scharmasanow, der zugleich Sprecher von Sargsjans Republikanischer Partei ist. Beim Urnengang am Montag habe es keine bedeutenden Unregelmässigkeiten gegeben. Das Wahlergebnis zeige, «dass Sersch Sargsjan der einzige Favorit» gewesen sei.
Ex-Aussenminister Owannissjan erkannte Sargsjans Wiederwahl bisher nicht an und und präsentierte sich selbst als wahren Wahlsieger. Den 59-jährigen Staatschef forderte er auf, seine Niederlage anzuerkennen.
Wahlmanipulationen?
Der seit 2008 amtierende Sargsjan müsse «Armeniens erster Präsident werden, der den Sieg des Volkes anerkennt», sagte Owannissjan. «Unser Volk verdient einen von Rechts wegen gewählten Präsidenten.» Owannissjans Wahlkampfteam bemängelte eine Reihe von Wahlmanipulationen.
Regierungstreue Wähler seien in Taxis und Bussen massenhaft zu den Wahllokalen gekarrt worden. Die Polizei wies die Vorwürfe als «offensichtliche Erfindung» zurück.
Die drei wichtigsten Oppositionsparteien hatten ihre Teilnahme an der Wahl verweigert. Mehr als 600 internationale Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) überwachten den Urnengang. Die OSZE will am Dienstag urteilen, ob die Wahl demokratischen Standards genügte.
Konkurrenten weit abgeschlagen
Rund 2,5 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, den Staatschef für die nächsten fünf Jahre zu bestimmen. Sargsjan hatte bei der Stimmabgabe eine «faire und transparente Wahl» gefordert. Er regiert seit 2008 als Staatschef, seine zweite Amtszeit endet 2018. Laut Verfassung darf er dann nicht erneut kandidieren.
Sargsjan gab seine Stimme in einem Wahllokal in der Hauptstadt Eriwan ab. «Ich habe für die Zukunft von Armenien gestimmt. Für die Sicherheit von Armenien, für die Sicherheit unserer Bürger», sagte er.
Im Rennen waren unter anderem der frühere Aussenminister Raffi Owanissjan, der laut erster Prognosen auf 32 Prozent der Stimmen kommt, sowie Ex-Premierminister Grant Bagratjan. Auch der bei einem Attentat Ende Januar durch Schüsse verletzte Parujr Ajrikjan, auf den etwa drei Prozent entfallen, stellte sich zur Wahl.
«Während des Wahlkampfs habe ich Tausende Hände geschüttelt, ich spüre grosse Unterstützung», sagte Owanissjan vor Schliessung der Wahllokale.
Arm und isoliert
Armenien mit seinen etwa 3,3 Millionen Einwohnern sieht sich in der Region weitgehend isoliert mit geschlossenen Grenzen zu seinem autoritären Nachbarn Aserbeidschan, aber auch zur Türkei. Eriwan und Baku verbindet eine tiefe Feindschaft, seit Armenien mit Hilfe seiner Schutzmacht Russland die völkerrechtlich zu Aserbeidschan gehörende Region Berg-Karabach kontrolliert.
Offene Grenzen hat Armenien nur zum Iran und zu Georgien. Russland hat Tausende Soldaten in Armenien stationiert. Auch wirtschaftlich hängt Eriwan am Tropf Moskaus. Etwa ein Drittel der armenischen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt bei rund 300 Dollar. 2012 lag die Arbeitslosenquote bei 16 Prozent.
SDA/fko/chk
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