Der Soundtrack zu Nordkorea
Das Beschallungswesen in Nordkorea ist weltweit einmalig. Die Propagandamusik kommt aus Lautsprecherwagen, dem Bord-TV – und Büschen.

Es ist kurz nach sieben Uhr in Pyongyang, durch die Fensterscheiben im 31. Stock des Koryo-Hotels dringt ein seltsamer Geräuschmix. Kein Verkehrslärm, sondern eine gedämpfte Kakofonie aus Maloche und Musik: Gehämmer von den umliegenden Baustellen, eingebettet in flotte Rhythmen und etwas blechern klingende süsslich-helle Frauenchorstimmen. Beim Blick aus dem Fenster erkennt man entfernt lauter grün-rote Pünktchen, die hin und her zappeln. Mitten auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs, an dessen Fassade zwei grosse Porträtbilder von Kim Il-sung und Kim Jong-il hängen. Der Grossvater und der Vater des heutigen Führers Nordkoreas, Kim Jong-un, sind zwar längst verstorben, aber als gehuldigte Leitfiguren des nordkoreanischen Volkes sehr lebendig. Volksrepublik-Gründer Kim Il-sung amtiert 23 Jahre nach seinem Tod noch offiziell als «Ewiger Präsident», sein 2011 verstorbener Sohn als «Ewiger Generalsekretär».