Der steile Abstieg der einstigen Umfragekönigin
Kurz vor den Iowa-Vorwahlen vom 3. Januar steht es schlecht um Bachmanns Präsidentschaftskandidatur: Umfragen sagen ihr den letzten Rang voraus. Nun sorgt die Republikanerin für einen neuen Skandal.
Es war im August dieses Jahres, da sah das Rennen um die Republikanische Präsidentschaftskandidatur für Michele Bachmann noch ganz vielversprechend aus. Sie hatte gerade als erste Frau in der Geschichte der USA den Straw Poll in Ames, Iowa, gewonnen und galt fortan neben Romney und Perry als Mitfavoritin im Feld der Republikaner. Mittlerweile ist eine gefühlte Ewigkeit vergangen, denn seither musste Bachmanns Kampagne einige Rückschläge hinnehmen.
Aktuell scheint vom Wahlkampf der Kongressabgeordneten nur noch ein Scherbenhaufen übrig zu sein. Umfragen von CNN im Bundesstaat Iowa zeigen, dass Michele Bachmann bei den republikanischen Vorwahlen vom 3. Januar 2012 mit 9 Prozent der Stimmen nur noch auf dem letzten Rang rangiert. Obendrein hat die Politikerin in den vergangenen Tagen erneut wichtige Mitarbeiter ihres Teams verloren, berichtet das Politmagazin «Politico».
Teammitglied wechselt zu Ron Paul
Am Mittwoch verliess Kent Sorenson, Chef der Bachmann-Kampagne für Iowa, das Team der Republikanerin, um sich direkt dem Lager des exzentrischen Republikaners Ron Paul anzuschliessen. Für Bachmann eine höchst peinliche Entwicklung, welche die Tea-Party-Anhängerin am Tag darauf mit verzweifelten Erklärungsversuchen zu entschärfen versuchte. Ron Paul habe Sorenson mit einer aggressiven Abwerbestrategie in sein Lager geholt. Sorenson habe sich für viel Geld dem gegnerischen Lager angeschlossen.
Damit noch nicht genug: Just am selben Tag wurde Bachmanns Mär vom Geschwisterverrat aus ihren eigenen Reihen bestritten. Laut «ABC News» veröffentlichte Michele Bachmanns politischer Leiter, Wes Enos, ein Statement, in welchem er Sorenson verteidigte und Bachmanns Erklärung anfocht. Kurz darauf war auch Enos Karriere im Team der Republikanerin Geschichte: man hatte ihn kurzerhand entlassen.
Fehlende politische Substanz
Damit scheint das vorerst letzte Kapitel von Michele Bachmanns Wahlkampf geschrieben. Einem Wahlkampf, den die Kandidatin selber am stärksten untergrub. Bereits im September hatten der Abgang von zwei wichtigen Teammitgliedern Spannungen innerhalb des Lagers sowie die Kritikunfähigkeit und fragwürdige Führungsqualitäten der Tea-Party-Ikone ans Licht gebracht. Später höhlte Bachmann noch selber ihre Glaubwürdigkeit aus, indem sie aussenpolitische Bildungslücken offenbarte – die Schliessung einer inexistenten US-Botschaft im Iran – und Hurrikan Irene äusserst unbedarft als Botschaft Gottes kommentierte.
Am Ende, so versichern einige Experten gegenüber «Politico», fehlte es Michele Bachmann aber schlicht und einfach an politischen Inhalten und Substanz. Ausser oberflächlichen Aussagen zur US-Steuerkrise und dem parteiüblichen Wettern gegen Barack Obamas Gesundheitsreform habe sie nichts Handfestes geliefert. Bachmanns ehemaliger Kampagnenchef, Ed Rollins, spricht gar von einer Fassade aus gekonnter Täuschung des Publikums. «Die Fernsehdebatten haben sie im Rennen gehalten. Aber sobald die Leute genauer hinhörten, wurde ihnen bewusst, dass hier die Substanz vollkommen fehlt.»
Mittlerweile sind sogar erste Unkenrufe zu hören, die bei den nächsten Kongresswahlen Bachmanns Sitz im Repräsentantenhaus in Gefahr sehen.
Romney hat die Nase vorne
Mit Parteiversammlungen im Bundesstaat Iowa läuten die beiden grossen Parteien der USA am kommenden Dienstag, 3. Januar, das Wahljahr 2012 ein. Mit besonderem Interesse wird beobachtet werden, wie sich dabei die republikanischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur schlagen. Noch wetteifern sieben Politiker darum, bei der Präsidentschaftswahl am 6. November gegen Amtsinhaber Barack Obama anzutreten.
Gemäss aktuellen Umfragen besitzt Mitt Romney im Lager der Republikaner zurzeit die besten Karten. Vor rund zwei Wochen hielt noch Newt Gingrich die Spitzenposition, ehe er durch eine angebliche Schmiergeldaffäre in Verruf geriet.
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