Der stolze Adler und die IS-Schlawiner
Gabriel Vetter perfektioniert die Selbsttherapie.

Angst ist mein Hobby. Es ist ein gutes Hobby. Es ist, anders als Wildwasser-Kajaken oder das Betreiben einer Mikrobrauerei, ein Hobby, dem man auch bei vollem Terminkalender nachgehen kann. Angst ist wie Bügeln oder Pfeifen oder Podcasts hören. Kann man alles nebenbei erledigen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass man ohne Effizienzeinbussen gleichzeitig bügeln, pfeifen, Podcasts hören und Angst haben kann – und immer noch genug Kapazitäten hat, um sich einer echten Beschäftigung zu widmen, zum Beispiel Sex oder Umweltschutz. Ich habe oft und gerne Angst. Trotzdem, oder gerade deswegen, befürchte ich leider (sic!), dass mir meine Angst abhandenkommt. Das macht mich natürlich rasend, weil ich mir mein schönes Hobby sicher nicht einfach so vermiesen lasse von irgendeiner dahergelaufenen Einsicht, und weil die Aussage «Ich befürchte, dass mir meine Angst abhandenkommt» verdächtig wie ein Mani-Matter-Lied klingt; wie so ein Troubadouren-Gleichnis, in dem eine verzwickte Alltagssituation zur Parabel aufs Dasein aufgeblasen wird und in einer träfen Moral gipfelt, denn natürlich fürchte ich mich, wie jeder vernünftige Mensch, davor, der Sinn meines Lebens liesse sich in einem zweizeiligen Refrain abschliessend zusammenfassen.