Der Strippenzieher und der Zielstrebige
Nun ging alles sehr schnell: Innenminister Thomas de Maizière wird Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenbergs. Der CDU-Politiker gilt als Stratege im Hintergrund. Sein Amt übernimmt Hans-Peter Friedrich.

Spätestens seit seinem Wechsel an die Spitze des Bundesinnenministeriums 2009 hat er auch Erfahrungen mit schwierigen Reformen sammeln können – und mit Gegenwind. All diese Qualitäten wird er im neuen Job als 16. Verteidigungsminister der Bundesrepublik gebrauchen können.
Seine politische Karriere begann der am 21. Januar 1954 geborene Cousin des letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière 1983 als Mitarbeiter des Berliner Regierenden Bürgermeisters Richard von Weizsäcker (CDU) und später von Eberhard Diepgen. Der verheiratete Vater dreier Kinder war auch als Pressesprecher der Berliner CDU-Fraktion tätig.
Muss sich als «Reformator» beweisen
1990 wurde er Berater der letzten DDR-Regierung unter Lothar de Maizère. Zudem war er bei der Ausarbeitung des Einigungsvertrages zwischen beiden deutschen Staaten aktiv. Nach den ersten Landtagswahlen in den ostdeutschen Ländern wurde Thomas de Maizière Staatssekretär im Kultusministerium von Mecklenburg-Vorpommern und blieb es bis 1994. Zwischen 1994 und 1998 leitete er die Schweriner Staatskanzlei.
Nach dem Machtwechsel im nordöstlichen Bundesland zum SPD/PDS-Bündnis wechselte de Maizière Anfang 1999 zunächst als Berater nach Sachsen. Im Herbst 1999 wurde er dann Staatskanzleichef unter Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU). Georg Milbradt (CDU) beerbte er im Februar 2001 als Finanzminister, bevor er im Mai 2002 unter dem neuen Regierungschef Milbradt Justizminister wurde. Nach der Landtagswahl 2004 ernannte Milbradt ihn zum Innenminister.
Im November 2005 wurde der CDU-Politiker unter der Grossen Koalition im Bund zum Kanzleramtschef berufen. Mit dem Wechsel zu Schwarz-Gelb 2009 wurde er Bundesinnenminister. Im vergangenen Jahr war er auch als Nachfolger vom Bundesfinanzminister im Gespräch. Nun muss er sich als «Reformator» der Bundeswehr beweisen.
Hans-Peter Friedrich, der Zielstrebige
Nachfolger von de Maizière im Innenressort wird Hans-Peter Friedrich. Der CSU-Landesgruppenchef ist ein Mann der ruhigen, freundlichen Worte. Gleichwohl weiss er, was er will. Nach einer zielstrebigen Karriere hat es der 53-Jährige jetzt bis ganz an die Spitze geschafft: Er soll Innenminister im Kabinett von Angela Merkel werden.
Friedrich kennt sich mit dem Politikbetrieb in Berlin bestens aus und weiss zudem genau, wie die Machtspiele in der Union laufen. Er ist zäh, er gilt als gut vernetzt, kommunikativ und glaubwürdig.
Dass Friedrich im richtigen Moment politische Entscheidungen durchsetzen kann, bewies er nach der Bundestagswahl 2009 als Leiter der Koalitionsarbeitsgruppe Verkehr-Bauen-Wohnen. Dort agierte der Verkehrsexperte so geschickt, dass er danach nicht nur ein grosses Lob seines Parteichefs Seehofer erntete, sondern sogar selbst als Kandidat für das Verkehrsressort gehandelt wurde.
Auf Anhieb direkt gewählt
Aus dem Ministeramt wurde erst mal nichts, weil Peter Ramsauer dem Ruf ins Kabinett nicht länger widerstehen mochte. So rückte Friedrich in die Reihe der Favoriten für die Spitze der Landesgruppe. Ende 2009 wurde er zum neuen Chef der Landesgruppe gewählt.
Bereits mit 16 Jahren trat Friedrich der Jungen Union bei und gründete eine der ersten Schüler-Unions-Gruppen in Oberfranken. Seine bundespolitische Laufbahn begann der Jurist aus Oberfranken als persönlicher Referent von Michael Glos, der als Chef der CSU-Bundestagsabgeordneten lange Jahre als grosser Strippenzieher galt.
Nach seiner Lehrzeit bei Glos kandidierte Friedrich 1998 zum ersten Mal für den Bundestag. Dabei wurde er auf Anhieb direkt gewählt, ebenso wie bei den folgenden Bundestagswahlen. Geboren wurde er am 10. März 1957 in Naila, Landkreis Hof. Als Freizeitvergnügen gibt der verheiratete Vater dreier Kinder Joggen, Wandern und Fahrradfahren an.
dapd/bru
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