Der Tesla fürs Volk rollt vom Fliessband
Früher als geplant bringt Elon Musk das Modell 3 auf den Markt. Er ist unter Druck und kann sich keine Produktionsausfälle leisten.

Die Vision von Elon Musk, das Autofahren zu revolutionieren, ist ein Stück realistischer geworden. Tesla produzierte gestern im kalifornischen Fremont die ersten Exemplare des Modells 3, eines erschwinglichen, für den Massenmarkt gedachten Elektroautos. Mehr als 400'000 Bestellungen liegen bereits vor. Doch Probleme bei der Fertigung der Batterien haben Tesla zurückgeworfen.
Der Rückschlag im Batteriewerk in Nevada und die zunehmende Konkurrenz durch etablierte Autohersteller wie Volvo, Ford und Audi machen auch die Investoren nervös. Tesla verlor diese Woche an der Börse rund 15 Prozent des Markwertes und büsste auch Rang eins unter den US-Produzenten ein. Seit April war Tesla für drei Monate höher als Ford und General Motors bewertet worden; ein Indiz für die extrem hohen Erwartungen an Elon Musk und seinen «geheimen Masterplan» von 2006.
Musk hatte damals in einem Blogeintrag seine Vision eines für den Massenmarkt tauglichen Elektroautos dargelegt. Dessen Produktion sollte durch teure Luxuswagen vorfinanziert werden. Musk setzte diesen Plan schrittweise um. 2008 kam der Tesla-Sportwagen für 109'000 Dollar auf den Markt, gefolgt vom Modell S im Jahr 2012 für 75'000 Dollar und vom Modell X im Jahr 2015 für 82'000 Dollar. «All jenen, die den S oder den X gekauft haben, möchte ich danken. Dank Ihnen ist das Modell 3 möglich geworden», sagte Musk.
Bildstrecke - Die Produktion des Modell 3 hat begonnen
Das Modell 3 kostet in der Grundausstattung 35'000 Dollar und kann dank Subventionen wesentlich verbilligt werden, in den USA um 7500 Dollar. In der Schweiz soll es rund 38'000 Franken kosten. Die Auslieferung beginnt am 28. Juli an der US-Westküste und wird noch dieses Jahr an die Ostküste ausgeweitet, bevor sie gemäss Werksangaben Mitte 2018 in Europa einsetzt.
Pionier unter Druck
Doch der Plan geht nur auf, wenn Tesla die Engpässe in der Batteriefertigung rasch beseitigen und gleichzeitig die Produktion in Fremont stark beschleunigen kann. Musk ist wie immer optimistisch. Im kommenden Jahr werde er 500'000 Exemplare ausliefern können, sagte er diese Woche. Das wären aber fünfmal mehr als im letzten Jahr. Und es wäre mehr, als Toyota mit dem Modell Camry absetzt.
Das wirft Fragen auf, da Tesla in den letzten drei Monaten nur gerade 22'000 Autos fertigen konnte; das waren sogar noch 3000 weniger als im Quartal zuvor. Gebremst wird die Produktion durch die Gigafabrik in Nevada. Sie ist nicht in der Lage, ausreichend leistungsstarke Batterien für eine Reichweite der Modelle X und S von über 300 Meilen (480km) herzustellen. Der neue Tesla soll zwar vorderhand mit einer kleineren Batterie ausgerüstet werden und eine Reichweite von 346km haben. Doch Marktanalysten sind skeptisch.
Video - Vor über einem Jahr wurde das Modell 3 erstmals vorgestellt
Musk lanciert das Modell 3 in einem schwierigen Umfeld. Die Autoverkäufe in den USA gehen nach zwei Rekordjahren zurück; und die Nachfrage nach den zwei Luxusmodellen von Tesla stagniert. Parallel investieren praktisch alle etablierten Hersteller verstärkt in E-Autos, sie verfügen aber im Unterschied zu Tesla bereits über die entsprechenden Produktionskapazitäten. Musk hat zu dieser Revolution den entscheidenden Anstoss gegeben, doch wie andere Pioniere muss er nun aufpassen, dass er von den Marktkolossen nicht überrollt wird.
Musk speichert Solarstrom
Elon Musk freilich sah sich nie nur als Autohersteller. Sein Ziel ist vielmehr die totale Integration eines nachhaltigen Verkehrs- und Energiemarktes. Deshalb stellt er in Nevada nicht nur Batterien für Autos her, sondern auch Batterien für die kommerzielle Speicherung von Wind- und Solarenergie. Eine erste Anlage in Kalifornien ging in diesem Frühling ans Netz.
Im Süden Australiens will Musk nun den weltweit grössten Speicher von erneuerbarer Energie bauen. Wie in Kalifornien will er die Anlage in wenigen Monaten hochziehen. Die Lithium-Ionen-Zellen mit einer Leistung von 129 Megawatt sollen 30'000 Häuser mit Strom versorgen. «Das System ist dreimal stärker als alle anderen auf der Welt.» Musk muss die Anlage in 100 Tagen vollenden. Schafft er das nicht, zahlt er eine Busse von 50 Millionen Dollar.
Nach einem schweren Unwetter im vergangenen September war Südaustralien von einem verheerenden Stromausfall betroffen. Rund 1,7 Millionen Einwohner waren für Tage vom Netz abgeschnitten. Die Telefonnetzwerke blieben stumm, Bergwerke mussten die Förderung einstellen. Die Regierung gab der schwankenden Produktion durch erneuerbare Energien die Schuld am Blackout, was von der Netzaufsichtsbehörde vehement bestritten wurde. Es ist nun an Musk, zu beweisen, dass dank Batterieanlagen die Produktion von Wind- und Solarstrom mit der Netzsicherheit zu vereinbaren ist.
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