Der tiefe Sturz des starken Mannes
Manuel Noriega, ehemals nützlicher Verbündeter von Washington und Machthaber von Panama kehrt nach 20 Jahren als Gefangener nach Frankreich zurück – das Land, das ihn einst auszeichnete.
Früher flog Manuel Noriega gerne nach Frankreich. Als er noch uneingeschränkter Machthaber in Panama war, zeichnete ihn die französische Regierung 1987 sogar mit der Aufnahme in die Ehrenlegion aus.
Heute will Frankreichs Justiz Noriega wegen des Waschens von Drogengeldern hinter Gitter bringen. In den USA hat der 76-jährige Noriega wegen ähnlicher Vorwürfe bereits fast 20 Jahre im Gefängnis verbracht, nachdem der skupellose General für Washington lange Zeit ein nützlicher Verbündeter gewesen war. Am Dienstagmorgen traf Noriega mit einer Air-France-Maschine in Paris ein, nachdem die US-Regierung seiner Auslieferung zugestimmt hatte.
Er wurde umgehend der Justiz vorgeführt. Die hatte ihn schon 1999 in Abwesenheit wegen Geldwäsche zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Da er dagegen Einspruch eingelegt hatte, soll er nun wegen der Vorwürfe erneut vor Gericht gestellt werden. Es geht dabei um rund 3,15 Millionen Dollar (2,3 Millionen Euro).
Noriega behauptet, das Geld, das er unter anderem in Pariser Luxusimmobilien steckte, stamme nicht aus dem Drogenhandel, sondern aus seinem Privatvermögen und Zahlungen des US-Geheimdienstes CIA. Der zahlte an Noriega bis 1986 rund 320.000 Dollar, um aus dem strategisch wichtigen Land mit dem Kanal zwischen dem Atlantik und dem Pazifik Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Gefürchtetste Mann des Landes
Schon als junger Offizier wurde Noriega, der ursprünglich eigentlich Psychiater werden wollte, als Informant von der CIA angeworben. Ausgebildet wurde er an der als Diktatorenschmiede verrufenen US-Armeeschule «School of the Americas» in der Panama-Kanalzone, die bis 1999 von den USA verwaltet wurde. Unter der panamaischen Militärdiktatur der 70er Jahre stieg Noriega rasch auf und wurde als Geheimdienstchef der gefürchtetste Mann des Landes. Von 1983 bis 1989 bestimmte er die Geschicke Panamas selbst - nie als Präsident, aber als «starker Mann», der über willfährige Strohmänner im Präsidentenpalast mit eiserner Hand regierte.
Washington war Noriega da längst unheimlich geworden, auch weil der General Panama zu einer Drehscheibe des Drogenhandels machte und dafür vom kolumbianischen Medellin-Kartell Schmiergelder kassierte. 1986 veröffentlichte die «New York Times» Dokumente des US-Militärgeheimdienstes, die Noriega für die Ermordung eines seiner Gegner verantwortlich machten, dessen Leiche enthauptet gefunden worden war. Nach Grossdemonstrationen gegen Noriega forderte ihn der US-Senat auf, seine Ämter bis zur Klärung der Vorwürfe niederzulegen.
Doch Noriega bot dem einstigen Förderer USA die Stirn. Er setzte Panamas Präsident Eric Delvalle ab, der ihn aus dem Amt jagen wollte. Wirtschaftssanktionen Washingtons ingnorierte er. Eine Präsidentschaftswahl, die von der Opposition gewonnen wurde, erklärte er für ungültig. Für die USA war damit das Mass voll. Am 20. Dezember 1989 eroberten US-Truppen das kleine Land.
Haftstrafe in den USA
Noriega flüchtete in die Botschaft des Vatikan. Die US-Truppen umstellten das Gebäude und beschallten es Tag und Nacht mit Heavy-Metal-Musik. Nach zehn Tagen gab Noriega auf. Die US-Armee flog ihn nach Miami im US-Bundesstaat Florida aus, wo er wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Die Strafe wurde später wegen guter Führung auf 17 Jahre reduziert.
Die sass er wegen seines Status als Kriegsgefangener in einer 25 Quadratmeter grosse Einzelzelle ab, die wegen ihrer grosszügigen Ausstattung die «Präsidenten-Suite» getauft wurde. Ob er jetzt in Frankreich mit weniger Komfort ins Gefängnis muss, ist offen. Seine Anwälte fordern die Überstellung nach Panama, wo ihn auch eine langjährige Haftstrafe erwartet, die er aber wohl als relativ angenehmen Hausarrest verbüssen kann.
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