Der Traum von den Pinguinen
Der Schweizer Kapitän Roman Obrist übernimmt im Herbst das neue Expeditionsschiff Hanseatic Inspiration. Die Antarktis ist eines seiner Lieblingsreviere.

Es war ein Bubentraum: Einmal ein grosses Schiff über die Weltmeere zu steuern. Und Pinguine in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Der Weg von St. Moritz in die Antarktis war anspruchsvoll, doch Roman Obrist liess sich nicht beirren: «Ich absolvierte in Deutschland die Ausbildung zum Schiffsmechaniker und schloss danach ein nautisch-technisches Studium ab», erzählt er. Als Offizier auf Containerschiffen kam der Engadiner seinem Traum näher, bis dieser vor rund zwanzig Jahren mit dem Wechsel auf die Expeditionsschiffe Bremen und Hanseatic der deutschen Reederei Hapag-Lloyd Cruises wahr wurde.
«Ich weiss nicht mehr, wie oft ich seither in der Antarktis war», sagt Obrist, der inzwischen längst als Kapitän die entlegensten Winkel der Welt ansteuert – übrigens als einziger Schweizer Expeditions-Kommandant. Noch nie befahren hat er die Nordostpassage – doch auch dies dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Denn auf Kapitän Obrist wartet ab Oktober eine spannende neue Aufgabe: Zusammen mit Kapitän Ulf Wolter übernimmt er das Kommando des neusten Expeditionsschiffs von Hapag-Lloyd Cruises, der Hanseatic Inspiration. Es ist nach der in diesem Frühling ausgelieferten Hanseatic Nature das zweite Exemplar einer neuen, speziellen Schiffsklasse.
«Die Hanseatic Inspiration verfügt in allen Bereichen über die heute modernste Technik, auch in Sachen Umwelt», freut sich Obrist. Das Versprechen: An Bord werden die Passagiere eine Infrastruktur und einen Service auf Fünfstern-Niveau vorfinden. Für neue Standards im Expeditionsbereich stehen unter anderem drei Restaurants, ein Fitness- und Spa-Bereich, ein digitales Wissensatelier, Aussenkabinen und Suiten von 21 bis 71 Quadratmeter oder zwei ausfahrbare gläserne Balkone auf dem Sonnendeck.
Ausgestattet mit der modernsten Umwelttechnik
Vor allem aber: Die neuen Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises sind mit modernster Umwelttechnik ausgestattet. «Ab nächstem Sommer fahren wir weltweit ausschliesslich mit schwefelarmem Marine-Gasöl, die Neubauten verfügen zudem über Katalysatoren», kündigt Obrist an. Nachhaltigkeit ist für Expeditionsfahrten in sensiblen Regionen das oberste Gebot – insbesondere in der Antarktis.
Das Tun und Lassen auf dem eisigen Kontinent wird einerseits durch den Antarktis-Vertrag geregelt, die touristischen Aktivitäten zudem durch die Vorgaben der IAATO (International Association of Antarctica Tour Operators). Und alle Antarktisreisen von Hapag-Lloyd Cruises werden in Abstimmung und nach Genehmigung des deutschen Umweltbundesamtes durchgeführt. «Die IAATO koordiniert zum Beispiel die Fahrpläne, sodass sich nie zwei Schiffe am gleichen Ort aufhalten», erklärt Kapitän Obrist. «Sie erstellt zudem ein Manual mit Verhaltensweisen. So dürfen nur maximal hundert Personen aufs Mal an Land gehen.»
Besonders wichtig in der Eiswelt ist die Sicherheit
Die auf maximal 230 Passagiere ausgelegten neuen Hapag-Lloyd-Schiffe befahren die Antarktis nur mit 199 Passagieren, was Anlandung in zwei Gruppen erlaubt. «Meist sind auf den klassischen 14-tägigen Fahrten ab Ushuaia nach der antarktischen Halbinsel vor Ort zwei Anlandungen pro Tag und Gruppe möglich», sagt Roman Obrist. Es gibt aber auch längere Reisen bis zu 34 Tagen, wie die Halbumrundung der Antarktis.
Ebenso wichtig in der Eiswelt der Antarktis ist die Sicherheit: Die Inspiration ist mit dem eisverstärkten Rumpf für die Polarklasse PC6 zertifiziert. «Damit ist saisonal einjähriges Eis zwischen 60 und 120 Zentimetern befahrbar, das auch ältere Schichten aufweisen kann», erklärt Obrist.
Noch eine andere bauliche Besonderheit des Schiffes: die einfahrbaren Aussenbrücken. «Das erlaubt uns im nächsten Sommer, durch die Schleusen hinauf zu den Great Lakes zu fahren», freut sich Obrist auf eine Neuentdeckung in Nordamerika. Denn auf den Passagen von der Antarktis im hiesigen Winter in die Arktis im Sommer (und umgekehrt) besuchen die Expeditionsschiffe stets spezielle, selten angelaufene Destinationen.
Im Vergleich mit den Warmwasserzielen sei die Antarktis kein besonders gefährliches Revier, merkt Kapitän Obrist an: «Kein Anfängergebiet, aber die Risiken sind trotz der sich verändernden Eisverhältnisse und des wechselhaften Wetters kalkulierbar – das macht meinen Job abwechslungsreich.» Eine erfahrene Brückenmannschaft sei von Vorteil, wenn es darum gehe, den Reisenden spontan unvergessliche Momente zu bescheren. Die Grandezza der antarktischen Natur bleibt auch für Kapitän Roman Obrist stets wieder überwältigend. Und angesichts der riesigen Pinguinkolonien geht Mal für Mal ein Bubentraum in Erfüllung, der einst in der Bergwelt des Engadins begann.
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