Der US-Drohnenkrieg, Tweet für Tweet
Zehn Jahre und über hundert Angriffe von Drohnen: Der amerikanische Student Josh Begley dokumentiert den Drohnenkrieg der USA. Für jede Attacke setzt er einen Tweet ab.

Gestern um zwölf Uhr New Yorker Zeit (17 Uhr europäische Zeit) setzte Josh Begley seinen ersten Tweet ab: «3. November 2002: Bei der ersten bekannten Drohnenattacke der USA trifft eine Rakete ein Auto und tötet sechs Jemeniten.» Seither hat Begley über den Account «Dronestream» über hundert Tweets abgesetzt – einen für jeden Angriff einer US-Drohne.
Ziel des 28-jährigen Telekommunikationsstudenten aus New York ist es, die komplette Geschichte des amerikanischen Drohnenkrieges der letzten zehn Jahre im Jemen, in Pakistan und Somalia per Twitter zu dokumentieren. Das Unterfangen ist Teil eines Kurses an der New York University. Es gehe ihm darum, den Bürgern der Vereinigten Staaten bezüglich dieser Art der Kriegsführung die Augen zu öffnen, kommentiert Josh Begley sein Projekt gegenüber der US-Nachrichtensite «The Daily Beast». «Ich selber fing an, mich mit Drohnen zu befassen, weil ich so wenig darüber wusste.»
App für Drohnenangriffe
Die Drohnen-Tweets sind denn auch nicht Begleys erster Versuch, den US-Bürgern die Dimensionen des Drohnenkrieges der US-Regierung zu veranschaulichen. Der Student entwickelte die iPhone-App Drone+, mit welcher er die Attacken der Drohnen weit weg von den Vereinigten Staaten gewissermassen in die Handfläche der Menschen in seinem Heimatland bringen wollte. Jeder amerikanische Angriff sollte beim Abonnenten eine Push-Mitteilung auslösen und danach auf einer Karte ersichtlich sein.
Apple wies Begleys Applikation laut «The Daily Beast» mehrmals zurück – entweder aus technischen Gründen, oder weil der Inhalt «anstössig und geschmacklos» war. Begley nimmt die Abfuhr von Apple jedoch gelassen. Er sei sich bewusst, dass seine App vermutlich kaum heruntergeladen worden wäre. Das Bewusstsein über das Thema sei in den USA schlicht noch zu wenig gross.
Der angeblich saubere Krieg
Tatsache ist aber, dass die Zahl der Drohnenangriffe vor allem in den letzten Jahren unter Präsident Barack Obama exponentiell zugenommen hat. Die US-Regierung verkauft den Drohnenkrieg als präzises und sauberes Mittel im Kampf gegen al-Qaida. John Brennan, Antiterrorberater von Obama, brüstete sich letztes Jahr etwa damit, dass 2011 kein Nichtkämpfer bei den Drohnenangriffen ums Leben gekommen sei. Ehemalige CIA-Mitarbeiter und zahlreiche Journalisten widersprechen dieser Ansicht jedoch. So besuchte Al-Jazeera-Reporter Noor Behram die Orte von rund 70 amerikanischen Drohnenangriffen und zählte dabei über 600 Tote.
Ein Bild, das auch Josh Begleys Chronologie des Drohnenkrieges bestätigen dürfte. Nach zwölf Stunden Twitter-Marathon ist der Student Ende März 2010 angekommen: «Berichten zufolge starben sechs Menschen bei einem Angriff auf eine ehemalige Schule in Pakistan.» Der letzte Angriff einer US-Drohne fand vor zwei Tagen statt. Zwei Jahre Chronologie hat Josh Begley in den kommenden Stunden noch vor sich. Es werden Dutzende Twitter-Meldungen sein.
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