Der Vatikan entzieht Berlusconi den Segen
Im Zusammenhang mit dem Sex-Skandal hat die katholische Zeitung Silvio Berlusconi erstmals öffentlich kritisiert. Für den Regierungschef zieht sich die Schlinge zu.

Die Ausweitung des Sex-Skandals um Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat Medienberichten zufolge im Regierungslager Ängste genährt, die katholische Kirche könne ihm ihre Unterstützung entziehen. Die einflussreiche katholische Tageszeitung «Avvenire» rief Berlusconi am Dienstag in einem Leitartikel auf, reinen Tisch zu machen. «Allein die Vorstellung, dass die Institutionen an der Spitze des Staates in Prostitutionsgeschichten und schlimmer noch in Prostitution einer Minderjährigen verwickelt sind, ist schädlich und schockierend», schrieb «Avvenire»-Autor Marco Tarquinio auf der Titelseite.
Berlusconi sei den Italienern zumindest «einen schnellen Ausweg aus diesem erstickenden Sturm» schuldig, hiess es in dem Leitartikel. «Und alle müssen ihr Äusserstes tun, um in den Augen Italiens und der Welt aufzuräumen.» Aus Berlusconis Umfeld verlautete nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa, dass Kabinettsmitglieder wegen Berlusconis Rotlicht-Affäre fürchteten, dass die Regierung die Unterstützung der in Italien äusserst einflussreichen katholischen Kirche verliere. «Wenn der Vatikan (...) uns fallen lässt, wäre alles vorbei», hiess es demnach aus Berlusconis Umfeld. Bislang nahm der Vatikan nicht offiziell Stellung zu den Vorwürfen, Berlusconi habe Kontakte zu Prostituierten, darunter mindestens eine Minderjährige, unterhalten.
Berlusconi bleibt stumm
Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte am Montag in einem Brief an die Abgeordnetenkammer des Parlaments in Rom geschrieben, sie habe Beweise für Rotlicht-Kontakte des Regierungschefs. Eine «bedeutende Zahl» junger Frauen habe sich gegen Geld für Berlusconi prostituiert. Es könne auch bewiesen werden, dass eine junge Marokkanerin, die als minderjährige Prostituierte mit dem Spitznamen Ruby an ausschweifenden Festen in Berlusconis Villa in Arcore teilgenommen haben soll, dort tatsächlich zwischen Februar und Mai 2010 mehrfach gewesen sei. Zu den neuen Vorwürfen äusserte sich Berlusconi bislang nicht. Am Sonntag hatte er von «lächerlichen, unbegründeten Anschuldigungen» gesprochen.
AFP/jak
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