Der verlorene Sohn kehrt zurück
Der älteste Sohn Kim Jong-ils fiel in Ungnade, nachdem er in Japan das Disneyland besucht hatte. Nun reiste der einstige Thronfolger aus dem Exil an – unter falschem Namen.

Der älteste Sohn des verstorbenen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-il hat einem japanischen Medienbericht zufolge in Pyongyang heimlich von seinem Vater Abschied genommen. Kim Jong-nam sei am 17. Dezember mit falschen Papieren vom chinesischen Macau aus nach Nordkorea gereist.
Dies berichtete die japanische Zeitung «Yomiuri Shimbun» heute. Die Abwesenheit des 40-jährigen Sohnes bei den offiziellen Trauerfeierlichkeiten hatte zu Spekulationen über einen möglichen Machtkampf um die Nachfolge Kim Jong-ils geführt, der am 17. Dezember gestorben war.
Mit falschen Papieren
Er habe offenbar deshalb nicht an dem Begräbnis teilgenommen, um möglichen Fragen zu entgehen, «warum der dritte Nachfolger werden soll», sagte eine Nordkorea nahestehende Quelle dem Blatt mit Blick auf die Machtübernahme durch den jüngsten Sohn Kim Jong-un.
Mit seiner Reise unter falschem Namen habe Kim Jong-nam zudem vermieden, über Peking zu fliegen, womit seine Reise auffälliger gewesen wäre. Wenige Tage nach seiner Ankunft sei er zurück nach Macau gereist.
«Unter chinesischem Schutz»
Kim Jong-nam lebt in Macau und hatte in der Vergangenheit die dynastisch geprägte Nachfolge an der Spitze des abgeschotteten Nordkoreas kritisiert. Südkoreanische Medien hatten zuvor berichtet, Jong-nam sei «unter chinesischen Schutz» gestellt worden.
Jong-nam hatte lange Zeit als Nachfolger seines vor zwei Wochen verstorbenen Vaters gegolten. Er fiel jedoch in Ungnade, nachdem 2001 aufgeflogen war, dass er mit falschen Papieren nach Japan gereist war, um in Tokio das Disneyland besuchen. Danach lebte er in Macao.
2007 kehrte er nach Nordkorea zurück und wurde wieder in die Führungsriege aufgenommen. 2009 ging er jedoch erneut nach Macao, nachdem mehrere Vertraute verhaftet worden waren.
Nach Informationen des US-Justizministeriums nutzt das Regime in Pyongyang die ehemals portugiesische Kolonie und heutige Sonderverwaltungszone Chinas für gross angelegte Geldwäsche und zur Fälschung von Banknoten.
Nordkorea stellt sich hinter Kim Jong-un
Währenddessen hat sich das offizielle Nordkorea demonstrativ hinter den Sohn des verstorbenen Machthabers Kim Jong-il gestellt und die Bekämpfung von Lebensmittelknappheit als zentrales Thema benannt. Die Streitkräfte, die Regierungspartei und das Volk würden zu «menschlichen Schutzschilden», um Kim Jong-un «bis zum Tode» zu verteidigen, hiess es in der Botschaft von heute, die von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde.
Kim Jong-un gilt als designierter Nachfolger seines Vaters. Am Samstag wurde er zum Obersten Kommandeur der Streitkräfte des Landes ernannt. Mit der Entscheidung des Politbüros des Zentralkomitees der Arbeiterpartei kontrolliert der mit Ende 20 ungewöhnlich junge Nachfolger an der Spitze des international isolierten Staates künftig 1,2 Millionen Soldaten.
Nach dem Tod seines Vaters war Kim Jong-un von der Regierung und den staatlichen Medien bereits mit einer Reihe herausragender Titel bedacht worden. Die offizielle Verleihung des Titels des Oberbefehlshabers gilt jedoch als klares Signal dafür, dass er seine Macht in Nordkorea festigen kann. Der chinesische Staatspräsident Hu Jintao übermittelte Kim zu dessen Ernennung am späten Samstagabend Glückwünsche.
USA nicht erwähnt
Die Neujahrsbotschaft - ein gemeinsamer Leitartikel von drei Zeitungen - ging aber auch auf die Hungerkrise im Land ein. «Das Nahrungsmittelproblem ist ein dringendes Thema», hiess es. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist ein Viertel der 24 Millionen Einwohner Nordkoreas auf Lebensmittelhilfe von aussen angewiesen. Die Mangelernährung nehme zu, vor allem unter Kindern.
Die USA, an denen Nordkorea häufig harsche Kritik übt, und die atomaren Ambitionen des Landes wurden in der Neujahrsbotschaft nicht erwähnt. Beobachter schlossen daraus, dass Pyongyang Spielraum für verbesserte Beziehungen mit dem Ausland lassen will.
Das Jahr 2012 ist für Nordkorea von besonderer Bedeutung - im April begeht das Land den 100. Geburtstag seines verstorbenen Gründers Kim Il-sung, dem Grossvater von Kim Jong Un. «Preist dieses Jahr 2012 als ein Jahr des stolzen Sieges, ein Jahr, in dem sich eine Ära des Wohlstands entfaltet», hiess es in der offiziellen Neujahrsbotschaft. Das Land befinde sich an einem «epochalen Punkt», an dem «die Tore eines blühenden Landes» geöffnet würden, hiess es weiter. Dabei würden Teile Pjöngjangs «in sozialistische Märchenländer verwandelt».
«Das einzige Zentrum von Einheit, Zusammenhalt und Führung»
In Berichten nordkoreanischer Medien hiess es, Kim Jong-un solle «das einzige Zentrum von Einheit, Zusammenhalt und Führung» der Arbeiterpartei sein. Die 1,2 Millionen Mann starken Streitkräfte sollten die von seinem Vater vertretene Politik aufrechterhalten, bei der das Militär ebenfalls an erster Stelle gestanden habe. Kim Jong-il starb nach offiziellen Angaben am 17. Dezember an einem Herzinfarkt.
SDA/kle
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