Der verschwiegene Milliardär, der sich das Leben nahm
Otto Beisheim, deutscher Unternehmer mit Schweizer Pass, war ein grosszügiger Mäzen, schwieg sich aber über seine Nazivergangenheit aus. Nach seinem Tod fliesst sein Milliardenvermögen in Stiftungen.
Die Schweiz muss ihm gefallen haben, dem Milliardär, der am liebsten inkognito blieb und Journalisten und überhaupt jedes öffentliche Aufsehen hasste. Im beschaulichen Baar im steuergünstigen Zug hatte Otto Beisheim sich niedergelassen, um seinen Lebensabend zu fristen und in Ruhe die Früchte seines Erfolgs zu ernten. Hier würde auch niemand genauer nachfragen, was an den Gerüchten um eine Beteiligung an Hitlers SS denn dran sein könnte. Darüber wollte er genauso wenig reden wie über seine Pioniertaten im Einzelhandel, seinen Erfolg als Geschäftsmann, den Zwist mit ehemaligen Weggefährten oder später sein grosszügiges Mäzenatentum. Otto Beisheim war verschwiegen bis zuletzt, als er sich wegen einer schweren Krankheit in seinem Haus in Rottach-Egern am Tegernsee das Leben nahm.
Vergangenheit in der Waffen-SS
Geboren wurde der spätere Milliardär 1924 als Sohn eines Gutsbesitzers in Essen. Den Eltern fehlte das Geld fürs Gymnasium, also absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in Hitlers Waffen-SS und geriet später in britische Kriegsgefangenschaft, ein Kapitel seines Lebens, über das er sich ein Leben lang beharrlich ausschwieg. Nach dem Krieg arbeitete er als Prokurist bei einer Elektrohandelsfirma, bis er auf einer USA-Reise Anfang der Sechzigerjahre das Prinzip der Grosshandelskette Cash & Carry entdeckte. Die Idee eines Marktes, wo Gastronomen, Hoteliers oder Kioskbetreiber ihre Ware selber besorgen und sofort bezahlen konnten, war damals vollkommen neu. 1964 eröffnete er in Mülheim an der Ruhr den ersten Metro-Grossmarkt, der zum Grundstein für den späteren Millionenkonzern wurde. Er war genau zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen. Bereits 1970 machte er zum ersten Mal eine Milliarde D-Mark Umsatz und expandierte nach Holland, Österreich und Frankreich.
Beisheim war der geborene Unternehmer und entwickelte seinen Konzern kontinuierlich weiter. So war er unter anderem an der Pelikan-Gruppe beteiligt, hielt eine Beteiligung am Fernsehsender, der später Prosieben hiess, er investierte in die Kette des Schönheitschirurgen Mang, in Hotels und in die Filmfirma Constantin. 1988 wurde Beisheim Schweizer Staatsbürger, dies auch, um Steuern zu sparen, wie es heisst. 1994 ging er mit der Metro an die Börse und reduzierte seinen Besitzeranteil auf 18 Prozent, in den Nullerjahren zog er sich zunehmend aus dem Unternehmen zurück, auch, weil seine Mitaktionäre ihn aus dem Geschäft zu drängen begannen.
Grosszügiger Mäzen
Stattdessen trat er gerne als Mäzen in Erscheinung. So finanzierte er als Bekenntnis zur deutschen Hauptstadt das vor zehn Jahren eingeweihte Otto-Beisheim-Center am Potsdamer Platz in Berlin mit rund 350 Millionen, daneben unterstützte er auch Bildungsinstitute wie die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung bei Koblenz, aber auch Kindergärten, Rettungswagen und Sportvereine grosszügig. Allerdings spielte er nur zu seinen eigenen Bedingungen. Im Jahr 2005 sprach er dem Gymnasium Tegernsee eine 5-Millionen-Euro-Spende zu, welches daraufhin in «Otto-Beisheim-Gymnasium» umbenannt werden sollte. Angehörige der Schule forderten daraufhin von ihm eine Klärung seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg als Mitglied der Waffen-SS. Darauf zog Beisheim das Geld kommentarlos zurück.
Auch mit Journalisten konnte er nicht besonders gut. Legendär ist seine bärbeissige Antwort auf die Frage einer Journalistin nach dem Umsatz seines Unternehmens: «Was geht Sie mein Umsatz an?» Beisheim war verwitwet und kinderlos. Sein Vermögen geht in die beiden gemeinnützigen Stiftungen, die Prof. Otto Beisheim-Stiftung im schweizerischen Baar und die Prof. Otto Beisheim-Stiftung in München.
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