Der Weihnachtsengel ist ein Clown
Conelli ist wieder auf dem Bauschänzli. An der gestrigen Premiere gabs Akrobatik, Clownerie und Weihnachtskitsch.

Wenn die Sterne vom Himmel in die Manege fallen, ist Conelli-Zeit. Wieder steht das rote Zirkuszelt auf dem Bauschänzli, wie es seit 1992 jeden Winter hier steht (früher stand es auf dem Sechseläutenplatz). Für viele ist es eine ganz besondere Saison, die dieser «Circustraum Conelli» einläutet.
Weihnachten in Zürich, das gehe nicht ohne das von vielen funkelnden Lämpchen beleuchtete Zirkuszelt, sagt Stadtpräsidentin Corine Mauch. «Licht an!», lautet auch das Kommando des Weihnachtsengels zum Anfang dieser Show.
Der Weihnachtsengel ist ein Clown. Und der Himmel wird in Lipperswil, wo die Zirkusfamilie Gasser zu Hause ist, konzipiert. Zur Premiere der 37. Conelli-Ausgabe am Montag steht das Direktorenpaar Roby und Cindy Gasser beim Eingang und begrüsst das Publikum zusammen mit Sohn Jeremy, der später auch mit der E-Gitarre in der Manege stehen wird. Wer will, bekommt einen goldenen Stern ins Gesicht geklebt. Und man sieht: Alle, die gekommen sind, gehören zur Family.
Im Blitzlichtmodus
Fast jedes Jahr da ist Monika Ribar, die SBB-Verwaltungsratspräsidentin. Der Zirkus bedeutet für sie das Abtauchen in eine andere Welt, die voller magischer Momente ist. Und der Kitsch? Der gehöre einfach dazu.
Ein grosser Freund des Zirkus Conelli ist Alt-Bundesrat Christoph Blocher, er macht Jahr für Jahr zur Premiere seine Aufwartung. Auch sonst kommen die Promi-Fotografen aus dem Blitzmodus nicht heraus: Marc Sway! Pepe Lienhard! Und Dominik Flaschka, Intendant des Hechtplatztheaters, hat beim Zirkus seine ersten Schritte gemacht. Beim Fässerlaufen fiel er nie runter.

Gleich zu Beginn des Programms werden drei Wünsche erfüllt. «Artisten! Musik! Publikum!» bekommt Clown Gaston prompt von Compagnon Roli geliefert–und zwar neumodisch per Siri, Google und Alexa. Da muss niemand sagen, Zirkus sei von vorgestern. Vielleicht passt kein Clownpaar besser zu Conelli als Gaston Häni und Roli Noirjean, sie haben hier einen Vertrag auf Lebenszeit.
Klasse Clowns
Die beiden machen auf Dick und Doof – spielen aber in einer eigenen Klasse. «I'm sorry wäge vorigs», sagt Gaston, wenn ihm in der Buffalo-Bill-Nummer wieder mal etwas passiert ist, was nicht hätte passieren sollen. Der Humor entspringt bei diesen Clowns dem Dialekt – und etwas Dialektik ist auch dabei.
Die grosse Zirkuswelt spricht aber Russisch oder verwandte Sprachen. Anton Monastryrky kommt aus Moskau, er zeigt eine grossartige Hula-Hoop-Nummer. Die Ringe kreisen um seinen Körper, als wäre er das Zentrum seines eigenen Planetensystem, und manchmal fürchtet man sich um das Gurgeli dieses Saturns.

Oleksi und Liza machen Hand-auf-Hand-Partnerakrobatik, er ist die Basis, sie biegt sich auf ihm zur Brücke; eine solche Partnerschaft muss wohl sehr anstrengend sein, aber bei ihnen sieht das sehr leicht aus. Das rein männliche Pendant dazu bilden Volodymyr und Volodymyr aus Kiew, sie zeigen Körperartistik in einer puren Form.

Das Duo Stauberti aus Prag führt die hohe Kunst der Perche-Pole-Balance vor, was eine Familiennummer hoch zwei und mehr ist. Onkel Dimitr balanciert auf einem Einrad. Jongliert mit Keulen. Trägt auf der Stirn einen Stab. Oben drauf turnt Nichte Nancy.
Auf dem Todesrad
Überhaupt sprechen die Nummern vom Beziehungswerk. Wenn Francis Perreault und Lea Torran Jenner als Duo Unity mit der Roue Cyr zusammen um die Bühne kreisen, tun sie so, als erzählten sie die grösste Liebesgeschichte der Welt. Sehr herzzerreissend. Aber die Übertreibung gehört zur Zirkuskunst.
Das Publikum stirbt tausend Tode, wenn sich die beiden vom höchsten Punkt in die Tiefe stürzen, oft mit einem Salto.
Ein komisches Duo für sich sind Vik und Fabrini aus Brasilien, der eine gibt den tänzerischen Conferencier, der andere einen eher schwerfälligen Maschinenmenschen. Überhaupt hat der Abend einen eigenen Rhythmus: Es tanzt das Conelli-Ballett, und die Big Band, die den Abend begleitet, ist eine Wucht.
Die grosse Ui-ui-ui-Attraktion ist der Auftritt des Duo Vanegas aus Kolumbien. Alejandro und Riquelme turnen auf dem Todesrad. Es heisst so, weil das Publikum tausend Tode stirbt, wenn sich die beiden vom höchsten Punkt in die Tiefe stürzen, oft mit einem Salto, und dann wieder Halt finden müssen auf einer Plattform dieser gigantischen Hamsterrad-Konstruktion, die den Zirkushimmel ausfüllt.
Aber wie gesagt. Die Artisten bleiben oben. Nur Sterne fallen in die Manege. Und das ist natürlich nur eine Lichtprojektion.
Bauschänzli, bis 31. Dezember.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch