Deshalb ist Klopp gegen Guardiola so erfolgreich
Beim 4:3-Spektakel gegen ManCity zeigte Klopp, weshalb seine positive Statistik gegen den katalanischen Startrainer kein Zufall ist.
Es war ein würdiges Ende einer Partie, die einem Feuerwerk gleichkam. Sekunden nach dem Schlusspfiff. Sekunden, nachdem Manchester Citys Sergio Agüero die Zuschauer an der Anfield Road beinahe mit dem 4:4 schockiert hatte – dass ein Offside signalisiert war, entging vielen nervösen Liverpool-Fans. Sekunden, nachdem am 23. Spieltag Manchester Citys Ungeschlagenheit vorbei war. Die beiden Trainer Jürgen Klopp und Pep Guardiola begnügten sich nicht mit einem einfachen, traditionellen Handshake. Sie umarmten sich. Länger als branchenüblich und demonstrierten ihren gegenseitigen Respekt. Später sollte Klopp sagen: «Guardiola kann man in zwei Worten, in nur einem Satz zusammenfassen: World class.»
Klopp sagte das, weil er eine Statistik relativieren wollte. Denn das 4:3 war sein sechster Sieg gegen ein Team, das von Guardiola trainiert wird – Rekord. Ohnehin ist der Deutsche der Einzige, der mindestens zehnmal gegen den Katalanen antrat und eine positive Bilanz aufweist. Mit Dortmund gewann er vier von acht Begegnungen gegen Guardiolas Bayern, mit Liverpool zwei von vier Matches gegen City. Kein Zufall, wie auch Guardiola selber erkannte: «Das Lob geht heute an unseren Gegner. Wir wussten, wie schwierig es ist, gegen ein Team von Jürgen Klopp zu spielen.» City sei nicht stabil genug gewesen, sagte der frühere Barça- und Bayern-Trainer: «Wir haben die Kontrolle verloren.» Etwas, das Guardiolas Teams höchst selten widerfährt.
Klopps sechs Siege gegen den Star in der Branche sind kein Zufall. Sein Spiel lebt vom drückenden Pressing und anschliessenden Umschalten in Hochgeschwindigkeit. Eigenschaften, die bei einem ballbesitzorientierten Gegner besser zum Tragen kommen und somit effektiver sind als gegen ein Team, das kein Interesse daran hat, das Spiel zu gestalten. Oder einfacher ausgedrückt: Je mehr der Gegner den Ball hat, desto mehr Möglichkeiten gibt es, ihm den abzunehmen und schnelle Konter zu fahren. So gewann er mit dem BVB zwei deutsche Meistertitel und unterbrach die jahrelange Dominanz der Bayern.
Liverpool wurde am Sonntagabend dafür belohnt, dass es den Mut hatte, den spielstarken Ligadominator weit vorne anzugreifen. Im Gegensatz beispielsweise zu José Mourinho und Manchester United, das 1:2 verlor. «Du kannst tief in deiner Platzhälfte stehen, warten, und auf ein Wunder hoffen. Wir wollten aber auf unsere Weise gewinnen», erklärte Klopp bei der anschliessenden Pressekonferenz, und schob nach: «Das Pressing in der zweiten Halbzeit war nicht von dieser Welt.»
Ein Statement
Der 50-Jährige schliesst nicht aus, dass City keine Partie mehr verliert diese Saison: «Sie sind derart stark.» Von seinem Team sei es ein Statement gewesen, dass es auch nach dem Abgang seines besten Spielers, Philippe Coutinho, in der Lage ist, grosse Mannschaften zu bezwingen, sagte Klopp. Noch vor der Partie meinte Liverpools Mittelfeldspieler Georginio Wijnaldum fast schon kapitulierend: «Manchester City hat Glück, dass Coutinho weg ist.»
Klopp hat die Fähigkeit, in wichtigen Partien alles aus seinen Spielern herauszukitzeln. Die Vollgasveranstaltung zu orchestrieren, die er zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund stets forderte, gelingt ihm gegen Grossclubs nachweislich am besten. Seit er im Oktober 2015 Liverpool-Trainer wurde, verlor er in Top-6-Matches, also gegen Arsenal, Chelsea, ManCity, ManUnited und Tottenham nur 3 von25 Ligaspielen.
Was den anderen bisher gefehlt hat
Nach Liverpools Performance fragte die BBC, ob auch andere Teams in der Premier League gegen Manchester City zu einer solchen Leistung fähig wären. «Es braucht eine überragende Fitness, um dieses Tempo über das ganze Spiel hinweg zu gehen», schrieb der frühere Liverpool-Mittelfeldspieler Danny Murphy. Diese körperlichen Voraussetzungen hätten viele andere Clubs, vor allem die Top 6. Den anderen habe aber noch eine wichtige Komponente gefehlt: «Der Mut, etwas zu probieren. Nur so kann man ein positives Resultat erzielen.»
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