Deutschland präsentiert seine Riesen-Drohne
Sie kann Handygespräche abhören und SMS abfangen: Die neue Aufklärungsdrohne Euro Hawk. Morgen will die deutsche Bundeswehr den Prototyp im bayerischen Manching vorstellen.
Für die deutsche Bundeswehr beginnt ein neues Zeitalter der Militärluftfahrt. Mit dem Euro Hawk ist zum ersten Mal ein unbemanntes Flugobjekt in dieser Grössenordnung im deutschen Luftraum unterwegs. Dies berichtet «Welt online».
Die Fähigkeiten des 15 Meter langen und 15 Tonnen schweren Vogels sind beachtlich: Mit den 40 Metern Flugspannweite überragt der Euro Hawk alle vergleichbaren Systeme. Pro Stunde legt er 600 Kilometer zurück und kann 23'000 Kilometer, also bis nach Neuseeland, fliegen. Er bleibt problemlos bis zu 30 Stunden in der Luft. Er fliegt weit über dem zivilen Luftverkehr auf 20'000 Metern Höhe.
Elf Piloten ausgebildet
Die enorme Höhe hindert die Drohne nicht daran, Signale vom Boden zu orten. Der Euro Hawk kann Handygespräche abhören, SMS abfangen, Radio- und Fernsehsendungen mitschneiden und feindliche Raketenstationen registrieren. Über drei verschiedene Funkverbindungen können die gesammelten Daten in das zuständige Bataillon im niedersächsischen Nienburg verschickt werden. Dort werden die Daten von sieben Fernmeldetechnikern ausgewertet.
Bisher können elf Piloten der deutschen Bundeswehr die Karbondrohne steuern. Sie wurden in den USA auf dem Global Hawk ausgebildet, dem Grundmodell für den Euro Hawk. Hergestellt wurde der Global Hawk vom US-Flugzeughersteller Northrop Grumman.
Bereits im Juli hat das europäische Modell einen ersten Test bestanden. Piloten in den USA und Deutschland haben die Drohne von Kalifornien bis nach Oberbayern gesteuert - nach 24 Stunden Flugzeit konnte die Maschine problemlos in Manching landen.
Tag der offenen Tür
Das europäische Modell der Aufklärungsdrohne ist sozusagen nackt in Manching ausgeliefert worden. Seither sind Techniker der Firma Cassidian damit beschäftigt, die Maschine mit der deutschen Sensorik und Spionagetechnik auszurüsten. Morgen soll der komplette und einsatzfähige Euro Hawk an einem Tag der offenen Tür vorgestellt werden. «Für uns ist das ein Meilenstein», sagt Rüdiger Knöpfel, Projektleiter beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung.
Ab Donnerstag soll die Drohne weitere Testflüge über Bayern unternehmen. Bis zu fünf Maschinen will die Luftwaffe anschaffen. Die ersten Serienmodelle sollen frühestens 2015 fertig sein. Bis dahin hat der Euro Hawk seine Rolle als Erprobungsträger – und Liebling der Bundeswehr. Denn die Soldaten behandeln den Prototypen des Euro Hawk wie ein rohes Ei: Um das Flugobjekt zu besichtigen, müssen die Besucher die Ringe von den Fingern nehmen, um keine Kratzer zu hinterlassen.
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