Die Angst des Dominators vor dem Lauberhorn
Nach dem historischen Double in Adelboden liegt Österreich seinem neuen Ski-Helden Marcel Hirscher zu Füssen. Wenn er ans Lauberhorn denkt, zittern dem Supertechniker aber die Knie.

Die beiden Rennen in Adelboden waren zwar ein Volksfest, für die Skination Schweiz aber eine schwere Niederlage. Als einziger Trost bleibt den Schweizern, dass sie der österreichische Überflieger Marcel Hirscher am kommenden Samstag in der Lauberhorn-Abfahrt nicht noch einmal vorführen kann. Der Techniker, der den Gesamtweltcup mit satten 230 Punkten Vorsprung auf Ivica Kostelic anführt, bestreitet in Wengen nur den Slalom. Auf die Super-Kombination und den Abfahrtsklassiker verzichtet der 22-Jährige, den die Schweizer Skilegende Bernhard Russi als «Jahrhunderttalent» bezeichnet. Er habe schlicht und einfach Angst vor dem Lauberhorn, so Hirscher.
Vor Adelboden hatte der Österreicher bereits den Nachtslalom von Zagreb gewonnen. «Selbst Hirscher fehlen da die Worte», fasst die Tageszeitung «Der Standard» die Gemütslage des Dominators treffend zusammen. Hirscher erklärte, er wisse nicht, was er in dieser Saison anders mache als in der letzten. Vielleicht liege es am Selbstvertrauen, das mit jedem Erfolg weiter wachse. «Alle Achtung, schön langsam ziehe ich meinen Hut. Das ist wirklich eine Wahnsinnsserie, die Marcel da hinlegt. Hier in Adelboden auf dem anspruchsvollen Hang beide Rennen zu gewinnen, das ist beeindruckend», lobte der österreichische Cheftrainer Mathias Berthold seinen Schützling.
Das mangelnde Selbstvertrauen der Schweizer und die Gerüchte um Albrecht
Bertholds Schweizer Kollege Osi Inglin musste derweil erklären, warum sein Team in den beiden Heimrennen im Berner Oberland nicht mit den Besten mithalten konnte. Er ortet das Problem im Interview mit dem Schweizer Fernsehen vor allem im psychischen Bereich: «Mit diesem extrem starken internationalen Feld muss man volles Risiko eingehen, um vorne dabei zu sein. Dieses Risiko verlangt aber gleichzeitig auch grosses Selbstvertrauen. Das geht unseren Athleten derzeit aber leider etwas ab. Und wo die absolute Überzeugung fehlt, schleichen sich dumme Fehler ein.»
Inglin beschönigt die Lage der Schweizer Techniker nicht und weiss, dass Reto Schmidigers 13. Rang im Slalom zwar eine respektable Leistung ist, die Fans aber mehr erwarten. «Am Samstag im Riesenslalom waren wir leider wieder nicht in der Lage, einen Exploit zu landen. Aber wir brauchen Exploits. Als Team sind wir derzeit zu wenig gut aufgestellt. Es gibt für uns noch viel Arbeit», stellt der Trainer klar.
Komplettiert wurde das sportlich unerfreuliche Wochenende der Schweizer von den Rücktrittsgerüchten um Daniel Albrecht, der im Riesenslalom von Adelboden nach wenigen Toren ausfiel. Der Walliser, der seit seinem schweren Sturz in Kitzbühel vor drei Jahren nie wieder an seine einstigen Erfolge anknüpfen konnte, sagte dem Webportal Skionline.ch, er fühle sich wie ein Sportler, der vor dem Rücktritt stehe. Gegenüber dem «Blick» doppelte Albrecht nach: «Ohne Überzeugung und ohne Vertrauen fahre ich wie ein Hosenscheisser.» Sein Flämmchen sei zwar noch nicht erloschen, aber ganz klein geworden.
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