Die Datenbank der natürlichen Flüsse
In der Schweiz müssen rund 10'000 Flusskilometer wieder naturnaher gestaltet werden. Bisher stehen viele Renaturierungs-Projekte jedoch für sich allein. Eine Datenbank soll ihnen nun unter die Arme greifen.

In der Schweiz müssen rund 10'000 Flusskilometer wieder naturnaher gestaltet werden. Bisher sind die meisten Renaturierungs-Projekte jedoch klein und stehen für sich allein. Eine neue Datenbank soll nun dabei helfen, dass künftige Projekte besser von den Erfahrungen bei früheren Renaturierungen profitieren.
Von den 65'000 Flusskilometern der Schweiz sind gut 14'000 so stark verbaut, dass ihre Dynamik gestört ist und sie für viele Wasserlebewesen unbewohnbar sind. Rund 10'000 Kilometer davon müssten laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) renaturiert werden, was gemäss Schätzungen des Bafu rund 14 Milliarden Franken kosten wird.
Mittlerweile würden Gemeinden und Kantone zwar beträchtliche Summen in die Renaturierung stecken, erklärt Nathalie Kummer, Sprecherin der Stiftung «Maison de la Rivière» in Tolochenaz VD. Doch sei längst nicht immer sichergestellt, ob diese Massnahmen auch erfolgreich und wirksam sind, schreibt sie in einer Zeitschrift der Gewässerschutzorganisation Rheinaubund.
Lückenhafte Erfolgskontrolle
Häufig fehle ein ganzheitlicher Ansatz, und die ökologische Erfolgskontrolle sei lückenhaft. Es finde zu wenig Kommunikation über die Erfahrungen mit den zahlreichen, meist kleinen Renaturierungsprojekten der letzten 20 Jahre statt. Auch fehle eine umfassende Analyse ihrer Defizite und Erfolgsfaktoren.
Um diesen Informationsaustausch zu erleichtern, hat die Naturschutzbiologin Isaline von Däniken die Datenbank «RenaturaData» geschaffen. Darauf werden seit Januar dieses Jahres umfassende Informationen über 142 Projekte in den Kantonen Freiburg, Genf, Jura und Waadt bereitgestellt, die zusammen 115 Millionen Franken gekostet haben.
Dazu gehören Vorher-Nachher-Fotos, technische Daten, die Ausgangssituation und Ziele des Projekts sowie die Kosten. Ingenieure und kantonale Behörden, die eigene Projekte planen, können nachschauen, ob es schon Erfahrungen bei ähnlichen Umweltbedingungen gibt, welche Massnahmen kosteneffizient waren oder was zum Erfolg oder Misserfolg geführt hat.
Werkzeug zur Planung neuer Projekte
«Die Datenbank wird zweifellos ein wichtiges Werkzeug zur Planung künftiger Renaturierungsarbeiten sein», sagte von Däniken, Masterstudentin an der Universität Lausanne, zur Nachrichtenagentur sda. Die Datenbank sei von den zuständigen Regierungsstellen sehr gut aufgenommen worden, und sie wollten nun versuchen, sie auf nationaler Ebene auszuweiten.
In den USA gibt es bereits rund 50 ähnliche Datenbanken, dazu etwa zehn auf internationalem Niveau, wie Kummer schreibt. Die vergleichbare französische Datenbank «GeoRiv» umfasst mittlerweile 600 Projekte.
«Solche Datenbanken machen Sinn, da es gilt, eine Übersicht über durchgeführte Projekte zu haben und aus den Erfahrungen anderer zu lernen», lobt Armin Peter, Renaturierungsexperte bei der Wasserforschungsanstalt des ETH-Bereichs Eawag.
Peter geht davon aus, dass zumindest die Erfolgskontrollen künftig zunehmen werden. Es stünden inzwischen entsprechende Methoden zur Verfügung, zudem gebe das Bafu demnächst ein Merkblatt heraus, das bei der Durchführung von Erfolgskontrollen helfen soll.
Schweizweite Planung von Renaturierungen
Die Renaturierung eines Flusses stellt dessen natürliche Dynamik wieder her. Er darf seinen eigenen Weg suchen, erhält wieder einen natürlichen Geschiebehaushalt und schafft so zahlreiche Mini- Lebensräume für Wasserlebewesen - von Fischen über Krebse zu Vögeln und Raubtieren.
Zwischen 1990 und 2007 wurden in der Schweiz rund 350 Flusskilometer wieder hergestellt. Nun soll das Tempo anziehen: Das 2011 geänderte Gewässerschutzgesetz sieht vor, dass in den nächsten 80 Jahren 4000 Flusskilometer renaturiert werden.
Dazu findet jetzt eine schweizweite Planung der Renaturierungen statt. Bis Ende 2013 müssen die Kantone beim Bafu ihre Planungen hierzu eingereicht haben. Der Bund gab im Juni bekannt, den Kantonen dafür von 2012 bis 2015 insgesamt 142 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen. Laut dem Bafu haben die Kantone westlich mehr Projekte eingegeben, als beim Bund Geld dafür vorhanden war.
SDA/kpn
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