«Die Entscheidung ist paradox»
Letzte Nacht holten die Ratingagenturen zu einem Rundumschlag aus und senkten die Kreditwürdigkeit mehrerer Eurloländer. Spanien traf es besonders hart. Finanzminister Montoro hat dafür kein Verständnis.

Die Regierung in Madrid hat mit Unverständnis auf die von der US-Ratingagentur Moody's beschlossene Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens um zwei Stufen reagiert. «Die Entscheidung ist paradox», sagte Finanzminister Cristóbal Montoro in einem Radiointerview.
Montoro beklagte, dass Agenturen wie Moody's die von der spanischen Regierung angeschobenen Reformen einerseits als positiv bewerteten, sich andererseits jedoch für eine Abstufung entschieden.
Montoro verspricht Besserung
Montoro versicherte, Spanien sei auf dem Weg, das Problem des fehlenden Wirtschaftswachstums zu lösen. Der Kampf gegen das Haushaltsdefizit sei von wesentlicher Bedeutung, betonte der Finanzminister. Demnächst werde in Spanien ein Gesetz verabschiedet, das alle öffentlichen Verwaltungen dazu verpflichte, ihre Budgets ohne Defizite vorzulegen.
Der Minister räumte ein, es gebe das Risiko, dass Länder wie Spanien, Portugal oder Italien von der Griechenlandkrise angesteckt werden könnten. Es sei «bedauerlich», dass bestimmte Mitgliedsstaaten der Eurozone die Regeln der Haushaltsstabilität nicht akzeptierten. Mit Zwangsmassnahmen könnten jedoch in der Eurozone keine Fortschritte gemacht werden, denn es handle sich um einen «Club der Freiwilligen».
Auf Standard & Poor's folgte Moody's
Nach Standard & Poor's (S&P) hatte in der vergangenen Nacht mit Moody's eine weitere führende US-Ratingagentur die Bewertung von etlichen Ländern der Eurozone abgestuft. Unter anderem traf es die angeschlagenen Staaten Italien, Spanien und Portugal. Zudem setzte Moody's den Ausblick für die Bestnoten Frankreichs und Österreichs auf negativ. Beide Länder haben mit Unverständnis reagiert.
Der Kurs des Euro ist nach der Ankündigung unter die Marke von 1,32 US-Dollar zurückgefallen. Im frühen Handel stand die Gemeinschaftswährung bei 1,3140 Dollar. Ein Dollar kostete damit 0,7609 Euro. Zu Beginn der Woche hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs noch auf 1,3254 (Freitag: 1,3189) Dollar festgesetzt.
London verteidigt Finanzpolitik
Nach der Drohung der US-Ratingagentur Moody's mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Grossbritanniens hat die Regierung in London ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik verteidigt.
«Es ist sehr klar, wovor uns die Ratingagentur warnt», sagte der britische Finanzminister George Osborne am Dienstag dem BBC-Radio. Moody's werde Grossbritannien herabstufen, wenn das politische Engagement zum Umgang mit den Schulden nachlasse. Die britische Regierung hatte in den vergangenen Monaten strikte Ausgabenkürzungen beschlossen.
Nach den Ländern der Eurozone ist nun auch Grossbritannien ins Visier der Ratingagenturen geraten. Moody's hatte den Ausblick der Spitzenbonität des Landes mit der Bewertung AAA am Montagabend auf «negativ» gesenkt. Auch die Ausblicke Frankreichs und Österreichs sowie die Bewertung der Kreditwürdigkeit Italiens, Portugals, Spaniens, Sloweniens, der Slowakei und Maltas wurden gesenkt.
SDA/mrs
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