Die ETH verteilt ihre Millionen zu undurchsichtig
Ein Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle rügt die Vergabe von Mitteln an der Hochschule. Er entkräftet aber den Vorwurf, dass Professorinnen dabei diskriminiert werden.
Der Streit eskalierte in aller Öffentlichkeit: Physikprofessorin Ursula Keller trat in einem Interview mit dem Onlinemagazin «Republik» nach einem seit Monaten schwelenden Konflikt innerhalb der ETH mit heftigen Vorwürfen an die Öffentlichkeit: Machtmissbrauch, Sexismus, Korruption. Dicke Post. Keller warf einem «inneren Zirkel von Professoren» vor, ihre Macht zu missbrauchen. Finanzielle Mittel würden ungerecht verteilt. Auch auf Führungsebene der ETH würden Ämter missbraucht.
Die ETH wies die Vorwürfe umgehend zurück und kritisierte die Professorin für den Vertrauensbruch. Präsident Joël Mesot riet dem ETH-Rat, die Vorwürfe aus dem Physikdepartement extern untersuchen zu lassen. Das Ergebnis, kündigte er an, würde in jedem Fall Konsequenzen haben.
Wenig Transparenz bei Budget und Zusatzfinanzierungen
Gleichzeitig kündigte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) an, die Mittelvergabe an der ETH zu überprüfen. Der Bericht dazu wurde heute publiziert. Die EFK untersuchte die Mittelvergabe der Departemente Umweltsystemwissenschaften und Chemie und Angewandte Biowissenschaften. Diese wurden als Stichproben aus 16 Departementen ausgewählt, die Erkenntnisse aus dem Bericht gelten aber für die ganze ETH. 2018 verteilten die beiden ausgesuchten Departemente insgesamt 184 Millionen Franken an ihre jeweiligen Professuren. Dies tun sie zwar nicht transparent genug, aber auch nicht diskriminierend gegenüber den an der Hochschule angestellten Professorinnen, sie machen 15 Prozent der Vollzeitanstellungen aus. Die EFK fand keine Hinweise auf eine systematische Benachteiligung.
«Die beiden untersuchten Departemente funktionieren sehr unterschiedlich», sagt die EFK-Mandatsleiterin Eveline Hügli. Während bei den Umweltsystemwissenschaften das Budget direkt von der Departementsleitung in die Professuren fliesst, wird das Geld in den Chemie- und Biowissenschaften zunächst an die Institute und von da aus an die Professuren weitergeleitet. Während die Professoren im ersten Departement die ordentlichen Budgets der anderen kennen, fehlt diese Transparenz im höher dotierten Chemie- und Biodepartement. «Angesichts der Tatsache, dass eines dieser Departemente eine volle Transparenz in der Mittelverteilung gewährt, ist die fehlende Transparenz im anderen Departement kaum zu rechtfertigen», sagt Hügli. Bestehe Transparenz, könnten wahrgenommene Benachteiligungen diskutiert werden. Sie wirke daher auch präventiv. «Dies gilt sowohl bei den ordentlichen Budgets als auch bei den ETH-internen Zusatzfinanzierungen, die zentral vergeben werden», sagt Hügli.
ETH soll unabhängige Ombudsstelle schaffen
Zudem empfiehlt die Finanzkontrolle der Hochschule, die Beschwerdemöglichkeiten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verbessern. Die EFK bemängelt, dass die dafür vorgesehene Ombudsstelle ausschliesslich aus Personen zusammengesetzt ist, die langjährige ehemalige oder aktuelle ETH-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sind: «Eine unabhängige Ombudsstelle wirkt sich positiv auf die ETH aus und kann Reputationsrisiken verringern», sagt Hügli.
Die ETH nimmt in einer Stellungnahme mit Befriedigung zur Kenntnis, dass keine Hinweise auf eine systematische Benachteiligung von Professorinnen gefunden wurden. «Die im März erhobenen Vorwürfe wurden damit entkräftet», sagt ETH-Präsident Joël Mesot. «Der Bericht beinhaltet zudem wertvolle Vorschläge, wie sich die ETH noch zusätzlich verbessern kann. Diese nehmen wir gern auf.»
Die ETH will die Vergaberegeln der Budgets vereinheitlichen. Wie die Zusatzfinanzierungen kommuniziert werden sollen, will sie fallweise prüfen und ab 2020 umsetzen. Im November 2018 hat die ETH zudem das Projekt «Führung» angestossen, innerhalb dessen auch die Einrichtung einer unabhängigen, externen Ombudsstelle sowie die Vereinfachung des Systems der Meldestellen geprüft wird.
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