«Die EU ist ein antidemokratisches Monster»
Sie ist die grosse Siegerin der Europawahlen – Marine Le Pen. Im grossen Interview mit dem «Spiegel» spricht die Front-National-Chefin über die EU, den Euro und Wladimir Putin.
Nach den Europawahlen ist klar: Am Front National kommt niemand vorbei – zumindest in Frankreich. Mit 25 Prozent der Stimmen hat die rechtspopulistische Partei klar gewonnen. Den Erfolg verdankt der FN nicht zuletzt seiner Chefin Marine Le Pen. Im Jahr 2011 übernahm sie die Partei in desolatem Zustand von ihrem Vater Jean-Marie. Das deutsche Magazin «Spiegel» veröffentlicht nun ein knapp dreiseitiges Interview mit der 45-Jährigen. Darin betitelt sie ihren Gegner klar: die EU.
«Ich will die EU zerstören», sagt sie. Das Bündnis sei «ein grosses Verhängnis, ein antidemokratisches Monster», dessen Wachstum sie verhindern wolle. Ihrer Meinung nach befindet sich Europa im Wirtschaftskrieg. Die Feindseligkeit zwischen den Ländern habe zugenommen. «Frau Merkel kann in kein europäisches Land reisen ohne Hundertschaften von Polizisten zu ihrem Schutz», sagt sie. Im Gespräch spricht Le Pen eine Warnung an die deutsche Kanzlerin aus: «Achtung, Frau Merkel.» Wenn sie die Leiden nicht sehe, denen die übrigen europäischen Völker unterworfen seien, werde Deutschland sich verhasst machen.
Zurück zum Nationalstaat
Aus Le Pens Sicht hat die EU den Mitgliedern die staatliche Souveränität genommen und sie mit dem Euro in eine nicht zu lösende Krise getrieben. Ihr Rezept: zurück zum Nationalstaat. «Damals waren die Franzosen unbestreitbar in einer besseren Lage. Ich schaue nicht in den Rückspiegel. Aber warum mussten wir seither ein Ende des sozialen Fortschritts erleben?»
Als zweiten Ausweg aus der Krise sieht Le Pen den Austritt aus dem Euro. Dieser hat ihrer Meinung nach nur Deutschland genutzt. «Er ist von Deutschland und für Deutschland geschaffen worden», sagt sie. Würde man zu den nationalen Währungen zurückkehren, würde die D-Mark als einzige Währung aufgewertet, das wäre ein Wettbewerbsnachteil für Deutschland. Der Franc hingegen würde abgewertet, das würde dem Land Luft verschaffen.
An ein ökonomisches Desaster nach dem Ende des Euro glaubt Le Pen nicht – im Gegenteil: «Wenn wir nicht aussteigen, explodiert der Euro. Entweder gibt es einen Volksaufstand, weil die Leute sich nicht mehr ausbluten lassen. Oder die Deutschen sagen: Schluss, wir können nicht mehr für die Armen zahlen.»
Kritik an der US-Brille
Angesprochen auf den Ukrainekonflikt, zollt Le Pen dem russischen Staatschef Wladimir Putin «eine gewisse Bewunderung». Er lasse sich nicht von diesem oder jenem Land Entscheidungen aufzwingen. «Ich glaube, er denkt zuerst an das Interesse Russlands und der Russen.»
Die FN-Chefin kritisiert die «US-Brille», durch die viele Nationen blickten. Es würden viele Dinge über Russland gesagt, weil es seit Jahren auf Anordnung der USA verteufelt werden solle. «Wir haben Russland keine Lektionen zu erteilen, wenn wir Katarern, Saudis und Chinesen den Teppich ausrollen.»
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