Die GC-Schleuder
Schubiger Schubiger döste auf dem Sofa vor sich hin, bis er plötzlich die Augen öffnete, und Frau Schubiger fragte: «Hast du kein Vertrauen in meine Fähigkeiten, oder warum hast du mich eigentlich in diesen Kurs geschickt?» Frau Schubiger antwortete: «Weil es spannend klang, und weil es Mut braucht.» Schubiger fand, das sei eine sehr kluge Begründung. «Ich war mutig und bereit», sagte er, «und das ist der Unterschied zwischen mir und dem FCZ.» Schubiger hatte den Tag im TCS-Schleuderkurs verbracht. Am Morgen war er mit mulmigem Gefühl nach Hinwil gefahren. Häfliger hatte ihm vorher noch Angst gemacht, weil Häfliger vor wenigen Wochen selbst in diesem Kurs gewesen war und böse den Kopf anschlug, als er bei der letzten Übung die Wucht der Schleuderplatte unterschätzt hatte.Schubiger wusste also, dass eine grosse Prüfung auf ihn wartete. Deshalb fühlte er sich wie der FCZ im Titelkampf. Er war bereit, jede Aufgabe wie einen Final zu nehmen. Den Pylonenslalom auf der simulierten Schneepiste fuhr er schnell und elegant. Bei der Vollbremsung trat er rustikal aufs Pedal. In der Fahrt auf glitschiger Strasse hielt er die Ideallinie. Dem Strassen überquerenden Wildtier wich er souverän aus. Und dann kam die Schleuderplatte.Er war mental schon müde, weil er sich bis dahin keine Fehler hatte erlauben dürfen. Er wusste, dass er sich jetzt fühlte wie die FCZ-Spieler vor dem Derby. Er startete zum letzten Mal den Motor, legte den Gang ein und fuhr los in Richtung Schleuderplatte, die er jetzt in Gedanken feindselig als GC-Schleuder sah. Die Platte nahm den Hinterrädern allen Halt und liess das Heck des Kombis nach rechts ausbrechen. Schubiger konterte. Er riss das Steuerrad zuerst links und dann rechts herum, dann hatte er den Wagen wieder unter Kontrolle und fuhr geradeaus zum Ziel, wo der Instruktor mit Lob auf ihn wartete. «Die letzten Meter waren wie eine Triumphfahrt», sagte Schubiger, nachdem er Frau Schubiger erzählt hatte, was alles passiert war. Dann wurde er traurig, weil er daran denken musste, dass sein Zürcher Fussballklub in diesem Jahr nicht zum Triumphzug Richtung Volkshaus aufbrechen würde. Schubiger richtete sich auf vom Sofa und erklärte: «Ich sage dir: Mit meiner Form wäre der FCZ Meister geworden.» schubiger@tages-anzeiger.ch
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