Die gebrannten Haischützer
Eine Aktivistengruppe setzt sich für den Erhalt gefährdeter Haifischarten ein. Das Spezielle an ihrem Einsatz: Die Tierschützer machten alle schon unliebsame Bekanntschaft mit dem Raubfisch.
Neun Opfer von Haiangriffen setzen sich in den USA vehement für den Schutz der gefährdeten Tiere ein. Ihnen wurden Arme und Beine abgerissen - und trotzdem haben sich neun Opfer von Haiangriffen zusammengefunden, um für den Schutz der Tiere einzutreten, von denen sie fast umgebracht wurden. Von den Vereinten Nationen verlangen sie einen besseren Schutz der gefährdeten Meeresräuber. Fast ein Drittel der Haiarten sind vom Aussterben bedroht. «Wenn sogar wir einsehen können, wie wichtig der Erhalt der Haie ist, müsste das dann nicht auch jedem anderen einleuchten?», fragt Haiopfer Debbie Salamone.
Zuerst gerächt, dann unterstützt
Die 44-Jährige wurde 2004 im US-Staat Florida von einem Hai angegriffen. Das Raubtier erwischte ihren Unterschenkel und durchtrennte ihre Achillessehne. Damit kam Salamone relativ glimpflich davon. Direkt nach der Attacke habe sie beschlossen, Rache zu nehmen und Haifischsteaks zu essen, berichtet sie. Doch dann habe sie aus der Situation etwas Positives machen wollen und sei der Umweltschutzorganisation Pew Environment Group beigetreten. Für das Haischutzprogramm dieser Organisation warb sie weitere Haiopfer als Unterstützer an.
Die neun Überlebenden sind zwischen 21 und 55 Jahre alt. Sie wollen sich ihre Liebe zum Meer nicht davon trüben lassen, dass sie das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Sie hätten das Surfen, Schwimmen und Tauchen genossen und die damit verbundenen Risiken gekannt, sagen sie.
Killer Haifischflossensuppe
Am Montag kam die Gruppe in New York am Sitz der Vereinten Nationen zusammen, um für einen besseren Schutz der Meeresräuber zu werben. Insbesondere wollen sie die Praxis stoppen, wonach Haie nur ihrer Flossen wegen getötet werden. Die Tiere werden aus dem Meer gezogen, ihre Flossen werden abgeschnitten und die verstümmelten Jäger zurück ins Wasser geworfen, wo sie verbluten oder ertrinken. Etwa 73 Millionen Haie sterben jedes Jahr auf diese Art. Die Flossen bringen mehrere Hundert Euro pro Kilo und werden vor allem nach Asien verkauft, wo sie meist in Suppentöpfen landen.
Doch Haie vermehren sich nur langsam. Sie werden spät geschlechtsreif und bringen nur wenige Junge zur Welt. Deshalb können sie die Verluste nicht ausgleichen, sagt Matt Rand, Direktor des Haischutzprogramms bei Pew. Die Haischützer wollen deshalb, dass die UN den Fang von bedrohten Haiarten verbietet und auf wissenschaftlichen Untersuchungen beruhende Fangquoten erlässt. Vor über zehn Jahren sind zwar zahlreiche Länder eine Selbstverpflichtung eingegangen, doch seitdem haben nur 40 von 130 Nationen Beschränkungen für den Haifang erlassen. Und nur für den Riesenhai, den Walhai und den Weissen Hai existieren internationale Handelsbeschränkungen.
«Das Gleichgewicht erhalten»
«Haben wir das Recht, jede Kreatur bis an den Rand des Aussterbens zu jagen, bevor wir anfangen sie zu schützen», fragt der ehemalige Kampfschwimmer Paul de Gelder. Der Australier wurde im vergangenen Jahr während einer Übung von einem Hai angegriffen und verlor dabei seine rechte Hand und seinen rechten Unterschenkel. «Jedes Tier hat das Recht auf seinen Platz auf der Welt, egal, zu welchen Handlungen ihre Instinkte sie veranlassen», sagt er. «Es ist unsere Pflicht das empfindliche Gleichgewicht unseres Ökosystems zu erhalten.»
dapd/mrs/cra
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