«Die Gefahr eines Militärputsches ist noch nicht gebannt»
Wie dramatisch die Lage in Kairo und was von den Islamisten zu erwarten ist und weshalb sich der Westen anders als bei Hosni Mubarak zurückhält, erklärt Politikwissenschaftler Florian Kohstall.
Herr Kohstall, gestern Mittwoch ist in Kairo die Gewalt zwischen Islamisten und Liberalen eskaliert, es gab Tote. Wie dramatisch ist die Lage vor Ort?
Politisch ist die Lage auf jeden Fall dramatisch. Es erwartet jeder, dass etwas passiert. Gestern kam es zu den ersten richtigen gewalttätigen Ausschreitungen zwischen den Anhängern und Gegnern von Präsident Mohammed Mursi. Es ist eine direkte Folge seiner Erklärung, mit der er sich umfassende Macht verliehen hat, und der hastigen Verabschiedung des Verfassungsentwurfs, der jetzt zum Referendum vorgelegt werden soll. Je näher der Termin des Referendums rückt, desto angespannter wird die Lage.