Die Grausamkeit fotografiert und dabei das Leben verloren
Mit seiner Arbeit in Kriegsregionen hatte sich David Gilkey den Ruf als einer der besten Fotojournalisten der Welt erarbeitet. Sein letzter Einsatz in Afghanistan kostete ihn das Leben.
Der preisgekrönte US-Fotojournalist David Gilkey reiste immer wieder in Konfliktzonen, um dem Rest der Welt einen Blick auf das Geschehen zu ermöglichen. Nun sind der renommierte Journalist und sein Dolmetscher Zabihullah Tamanna im Süden von Afghanistan getötet worden.
David Gilkey und Sabihullah Tamanna waren für die US-Rundfunkanstalt National Public Radio (NPR) mit afghanischen Soldaten unterwegs, als ihr Konvoi nahe der Stadt Mardscha in der Provinz Helmand unter Beschuss geraten sei, teilte eine Sprecherin des Senders mit. Zwei weitere mitreisende NPR-Journalisten blieben unverletzt.
Gilkey hatte seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 über die Konflikte und Kriege im Irak und in Afghanistan berichtet, wie der für die Nachrichtenredaktion zuständige NPR-Vizepräsident Michael Oreskes mitteilte. «Als Mann und als Fotojournalist brachte David aus jedem in seiner Umgebung Menschlichkeit hervor. Er liess uns die Welt und einander durch seine Augen sehen.»
Immer in Kriegsregionen unterwegs: So zeigt sich David Gilkey auf seinem Facebookprofil.
«Seine Bilder zeigen die Grausamkeit des Krieges, die Zerstörung der Natur und vor allem deren Auswirkungen auf den Menschen», schreibt NPR auf ihrer Seite. In Erinnerung an den Fotojournalist veröffentlichte NPR eine Auswahl an eindrücklichen Bildern und präsentiert diese in verschiedenen Bildstrecken.
Nach Angaben seines Senders hatte Gilkey auch über den Nahostkonflikt berichtet, das verheerende Erdbeben in Haiti im Jahr 2010, das Ende der Apartheid in Südafrika und die Kriege in Ruanda und am Balkan.
Es ist mehr als nur fotografieren. Es ist die Frage, ob diese Bilder reichen, um jemandem umzustimmen und zum Handeln zu bewegen.
Das YouTube-Video, veröffentlicht von NPR: Gilkey über seine Arbeit in Haiti nach dem schweren Erdbeben (2010).
Im Mai besuchte Gilkey ein traditionelles Reiterspiel in Afghanistan. Beim Buzkaschi versuchen Reiter an eine tote Ziege zu kommen. Die Bilder dazu teilte Gilkey auf Facebook.
Für seine Arbeit erhielt Gilkey zahlreiche Preise, darunter den renommierten George Polk Award. Für seine Videoserie «Band of Brothers» über Marinesoldaten aus Michigan im Irak bekam er 2007 nach Angaben der NPR-Website einen Emmy. Der Fotografenverband des Weissen Hauses wählte Gilkey 2011 zum Standfotografen des Jahres.
Noch vor zwei Wochen war Gilkey für die NPR in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Ein Einblick in seine Fotoreportage gab er auf seiner Facebook-Seite.
Gilkeys Dolmetscher Tamanna war oft als freier Mitarbeiter für NPR tätig, wie die Sprecherin des Senders, Isabel Lara, mitteilte. Zudem sei er als Fotograf und Reporter aktiv gewesen, habe etwa Fotos für die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua geschossen und für die türkische Nachrichtenagentur Anadolu geschrieben.
Davids Leidenschaft galt der Aufgabe, diese Kriege und die Menschen darin für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen
Gilkey habe die Öffentlichkeit «die Welt mit anderen Augen» sehen lassen. «Er ist bei diesem Engagement gestorben.» Die Kollegen Gilkeys beim NPR zeigten sich schockiert. Der Radiosender verliert erstmals in seiner 46-jährigen Geschichte einen Reporter bei einem Einsatz.
Sind Taliban verantwortlich?
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani machte die Taliban für die Attacke am Sonntag verantwortlich. Präsident Ghani sprach von einem feigen Angriff, der allen Prinzipien und Werten des Islams zuwiderlaufe. Die Taliban machten keinen Unterschied zwischen Soldaten, Zivilisten und Journalisten. Bei einem Besuch in Helmand am Montag sprach er den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
US-Aussenminister Kerry bezeichnete die tödliche Attacke auf Gilkey und Tamanna als «eine düstere Erinnerung» an die Gefahren, denen das afghanische Volk, die örtlichen Sicherheitsbehörden und furchtlose Journalisten und deren Dolmetschern ausgesetzt seien.
Seit 1992 sind in Afghanistan 27 Journalisten getötet worden, wie das Komitee zum Schutz von Journalisten ermittelt hat. Unter den Opfern ist die deutsche Fotojournalistin Anja Niedringhaus, die 2014 bei der Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl erschossen wurde.
sda/afp/slw
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