
Über dem Zürcher Weinland liegt dichter Nebel. Wie so oft. «Das ist das Einzige, was mich manchmal ein bisschen stört», sagt Linda Mathis. Die 49-Jährige ist mit ihrer Familievor gutvier Jahren von Wetzikon nach Oerlingen gezogen. Im Oberland scheint die Sonne viel häufiger, es hat dort Seen und ein Bergpanorama.
Aber die Familie Mathis suchte etwas anderes – und fand es im Weinland: ein altes Bauernhaus mit viel Umschwung, wo sie Tiere haltenkann. Ihre Menagerie: ein Hund, zwei Katzen, vier Hasen, drei Pferde – eine der beiden Töchter reitet Dressur – und elf Ouessant-Schafe. Sowie eine Schildkröte, die der Mann von Linda Mathis schon als Bub hatte. «Sie ist geschätzt 100 Jahre alt, heisst Methusalem und wird uns wahrscheinlich noch überleben», sagt sie und lacht schallend.
Eigene Plakate entlang der Landstrasse
Linda Mathis lacht viel. Auch auf dem Wahlplakatvor ihrem Haus. Rund 30 davon hat sie teils auf eigene Kosten drucken lassen und im ganzen Weinland aufgestellt. In den Dörfern mit den schönen Riegelhäusern oder auf Wiesen neben der Landstrasse – wie man es sonst von der SVP gewohnt ist. «Praxisnah und lösungsorientiert» steht neben ihrem Bild. Das erinnert an den Slogan, den sich die FDP für die kantonalen Wahlen ausgedacht hat: «Wir machen.» Und obwohl es marketingmässig klingt, passt es tatsächlich zu Linda Mathis.
Kaum in Oerlingen angekommen, hat sie sich schon für den Erhalt des Dorfladens eingesetzt. Sie ist Mitglied im Frauenverein, hilft bei der Bundesfeier und macht bei den Adventsfenstern mit. So war sie rasch integriert. «Oerlingen ist wirklich ein Dorf, man kennt sich.» Der Laden ging dann doch zu. Damit die Leute trotzdem einen Treffpunkt haben, richteten einige Frauen ein Bistro ein und betreiben es in eigener Regie. Auch Linda Mathis hat am Anfang jeweils samstags mitgearbeitet.
Jetzt hat sie dafür keine Zeit mehr. Denn seit einem Jahr ist sie Gemeinderätin in der Gemeinde Kleinandelfingen, zu der Oerlingen gehört. Sie ist zuständig für Finanzen und Liegenschaften – Themen, in die sie sich einarbeiten muss. Sie liebt es, immer wieder etwas Neues zu lernen. Ihr erster Beruf war Primarlehrerin, danach wechselte sie ins Kaufmännische, arbeitete bei der Credit Suisse auf verschiedenen Abteilungen, studierte Betriebswirtschaft und Marketing und gründete schliesslich eine eigene Firma: Import von sizilianischen Delikatessen. «Es hat funktioniert, doch es war hart.»
Garten steht für das künftige Parteiprogramm
Seit einigen Jahren arbeitet sie in der Firma ihres Mannes mit, einem international tätigen Unternehmen mit rund 25 Angestellten, das im Auftrag von Pharmafirmen klinische Studien monitoriert. Als Mitglied der Geschäftsleitung ist Linda Mathis zuständig für die Administration.
In der FDP ist sie seit zwanzig Jahren. «Ich mag keine Extreme. Die Partei ist offen und liberal, das gefällt mir.» Nur in Umweltthemen könnte sie noch mehr tun, findet Mathis, die ihren grossen Garten biologisch anbaut und ökologische Nischen für Insekten, Vögel und Igel geschaffen hat. Doch sie ist, wie es ihrer Art entspricht, zuversichtlich: «Die FDP ist sich bewusst, dass man sich mit dem Thema aktiver befassen muss.»

Mathis empfindet ihre Partei auch als frauenfreundlich. Für sie stimmt es, dass sie für die Kantonsratswahlen auf der Viererliste im Bezirk Andelfingen nur den dritten Platz erhalten hat, hinter einem Bisherigen und einem Kollegen, der bei früheren Wahlen auch schon kandidierte.
Keine Angst vor dem Unangenehmen
Die Wahrscheinlichkeit, dass Mathis gewählt wird, ist gering. «Ich würde es mir aber schon zutrauen», stellt sie klar und lacht ihr erfrischendes Lachen. Mathis hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen anders politisieren als Männer: «Sie sind mutiger, sprechen auch Unangenehmes an und nennen das Kind beim Namen. Vielleicht achten sie weniger auf ihre Machtposition und orientieren sich mehr an der Sache.»
Wenn alles normal läuft, redet und gestaltet Linda Mathis nun erst mal im Gemeinderat mit. In vier Jahren will sie dann wirklich in den Kantonsrat.
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Die grüne Liberale
Linda Mathis ist wegen der Natur nach Oerlingen gezogen. Die FDP-Politikerin sagt, dass Frauen oft mutiger politisierten als Männer.