«Die haben mich verarscht»
Nach ihrer Entlassung bei Yahoo erzählt die ehemalige Konzernchefin Carol Bartz, wie die Kündigung verlief. Dabei nimmt die 63-Jährige kein Blatt vor den Mund.

Gerade zimperlich geht Carol Bartz mit ihrem einstigen Arbeitgeber nicht um. Wenige Tage nach ihrer Entlassung als CEO von Yahoo gab die 63-Jährige dem US-Magazin «Fortune» ein erstes Interview. In diesem spart sie nicht an Kraftausdrücken: «These people fucked me over», kommentiert Bartz ihre Kündigung. Auf gut Deutsch und etwas abgeschwächt heisst das so viel wie : «Die haben mich verarscht.»
Im Exklusivinterview mit dem Magazin schildert sie, wie die Kündigung vor sich ging. Sie habe sich aufgrund einer Konferenz in New York aufgehalten, von wo aus sie sich am Dienstag telefonisch beim Yahoo-Verwaltungsratschef Roy Bostock melden sollte. «Kurz nach sechs Uhr rief ich ihn an», so Bartz. Bostock habe sofort begonnen, ihr das Entlassungsschreiben der Anwälte vorzulesen. Darauf habe sie ihm gesagt: «Roy, ich glaube, das ist ein Skript. Weshalb hast Du nicht die Eier, mir das persönlich mitzuteilen?» Bostock habe das Dokument zu Ende gelesen, was sie mit dem Satz kommentiert habe: «Ich dachte, du hättest mehr Klasse».
Ungeduldiger Verwaltungsrat
Mit der Entlassung von Carol Bartz endete eine zweieinhalbjährige Zusammenarbeit zwischen der 63-Jährigen und Yahoo, welche von Turbulenzen bestimmt war. Wie die «Financial Times Deutschland» berichtet, schaffte es Bartz in dieser Zeit trotz eines harten Sparprogramms nicht, den Unternehmenswert des Internetkonzerns zu steigern. Das Unternehmen musste massiv Werbeeinnahmen an die Konkurrenten Google und Facebook abtreten.
«Ich habe denen gesagt, dass eine Wertsteigerung erst ab 2012 möglich sei», meint Bartz im Interview mit «Fortune». Der Verwaltungsrat sei ungeduldig geworden und habe Angst gekriegt, weil er nach dem ausgeschlagenen Verkaufsdeal mit Microsoft 2007 als «schlechtestes Aufsichtsgremium des Landes» dagestanden habe. «Nun versuchen sie, nicht ganz als die Vollidioten dazustehen, die sie tatsächlich sind», sagt Carol Bartz unverblümt.
Stolze Abfindung
Auf die Frage, was sie von ihrem Nachfolger, dem interimistisch waltenden Tim Morse halte, antwortet die Ex-Yahoo-Chefin kulant: «Er ist ein super Typ.» Doch was die langfristigen Pläne des Internetkonzerns betrifft, ist der Fall für Bartz klar: «Die sollten mich an Bord holen. Ich weiss, was zu tun ist.»
Den Humor scheint Carol Bartz nicht verloren zu haben. So erklärt sie dem Journalisten des Magazins, sie sei noch immer Mitglied des Yahoo-Ausschusses. Dort wolle sie auch bleiben: «Ich will sicher gehen, dass die Angestellten nicht glauben, ich hätte sie im Stich gelassen. Zudem besitze ich zu viele violette Kleider.» Letzteres in Anlehnung an die Unternehmensfarben gemeint. Witze, die sie sich leisten kann. Laut «Financial Times Deutschland» dürfte Bartz eine Abfindung von rund 10 Million Dollar erhalten. Ihr Vertrag mit Yahoo wäre nämlich noch eineinhalb Jahre weitergelaufen.
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