Die Heimat liegt in der Ferne
Auf der ersten Etappe stellt unser Autor fest, dass sich das Fitnesstraining seines Autos bezahlt macht. Und er weiss nun auch, was er sich zum Abschied wünscht.
«Chariot de Fromage». Allein der Name vergeht schon wie Trüffel-Brie auf der Zunge (auf Deutsch heisst das Ding «Käsewagen», was die eklatanten Defizite unserer Sprache wieder mal deutlich macht). Auf jeden Fall rollt Madame Aguesse, die charmante, aber derzeit leidgeplagte Chefin des Hotels A l'Orée du Bois in Futeau («Das ist der schlechteste August seit 32 Jahren! Wo bleiben die Italiener? Die Engländer? Die Deutschen? Es scheint plötzlich ein Fluch über dem Haus zu liegen») am Samstagabend kurz nach 21 Uhr auf meinen ausdrücklichen Wunsch einen solchen Chariot de Fromage in den Speisesaal. Und dann passiert, was immer passiert, wenn die Crème de la Crème einer Region oder eines ganzen Landes vor mir liegt: Ich werde zum Geburtstagskind beim Anblick des Lieblingskuchens – ich stosse kurze und kaum hörbare Jauchzer aus, fuchtle wild, aber unbewusst mit Messer und Gabel herum ... bis Madame Aguesse sagt, ich dürfe fünf Käse auswählen. «Was fünf?», denke ich, «ich will sie alle!» Sie weiss mein Gesicht zu lesen und gibt mir sieben. Und offeriert als Zugabe ein Mirabellenparfait mitsamt Mirabellenschnaps (sich danach hinzusetzen, um diese Zeilen zu tippen – mon Dieu, das war mehr Last als Lust). Und so lautet das erste Fazit: «Speisen wie Gott in Frankreich» ist kein Bonmot, es ist eine Wahrheit.