Die Herren des Universums haben ausgedient
Investmentbanker sehen sich gerne als Master of the Universe. Bei der UBS dürfen sie in Zukunft nur noch kleine Brötchen backen. Das freut die Aktionäre und die Schweizer Steuerzahler gleichermassen.
Im Frühling 2011 drohte der damalige CEO der UBS, Oswald Grübel, das Investmentbanking der Schweizer Grossbank ins Ausland zu verlegen. Er löste damit landesweit Befremden aus, immerhin hatte der Schweizer Steuerzahler der UBS noch vor wenigen Jahren mit einem Sechs-Milliarden-Kredit aus der Patsche geholfen und die Nationalbank hatte gleichzeitig von der Grossbank toxische Papiere im Wert von mehreren Dutzend Milliarden Franken übernommen. Die Investmentbanker der UBS hatten im grossen Stil gepokert, dabei verloren und mussten vom Steuerzahler und vom Staat gerettet werden.
Im Herbst 2012 verkündet der neue CEO der UBS, Sergio Ermotti, den weitgehenden Rückzug der Bank aus dem Investmentbanking. Er löst damit landesweit Zustimmung aus. Das Investmentbanking hat inzwischen einen mehr als schlechten Ruf. Während die einzelnen Stars der Branche sich gerne als Herren des Universums sehen und zweistellige Millionenboni kassieren, sind sie in den Augen der Bürgerinnen und Bürger Abzocker und Versager geworden. Die Investmentbanker der UBS haben, wie die Nationalbank ihnen einst genüsslich vorgerechnet hat, im Zeitraum zwischen 2004 und 2009 mehr als 40 Milliarden Franken verloren. Dabei mögen die Verluste wegen der Fehlspekulationen im US-Subprime-Markt besonders üppig ausgefallen sein. Doch das Investmentbanking war auch in den besten Zeiten ein schlechtes Geschäft. Der Bankenspezialist Claude Baumann stellt in seinem Buch «Swiss Banking – wie weiter?» fest, dass die Rendite des Investmentbanking von mageren 6,8 Prozent in den 1980er-Jahren auf erbärmliche 0,8 Prozent in den Nullerjahren gesunken ist.
Lausige Rendite und das viel diskutierte «Too big to fail»-Risiko zeigen Wirkung. Die Banken werden stärker überwacht, und sie müssen mehr Eigenkapital aufbringen. Für das Investmentbanking ist diese Kombination tödlich. Es bedeutet, dass es immer schwieriger wird, mit dem Geld fremder Leute zu pokern. Der Eigenhandel, der bis zum Ausbruch der Krise noch üppige Gewinne abgeworfen hat, verliert an Attraktivität. Zudem haben auch die Aktionäre inzwischen gemerkt, dass die smarten Investmentbanker den grössten Teil dieser Gewinne via Boni in die eigene Tasche gesteckt haben. Das zweite Standbein des Investmentbanking, das Entwickeln von hochkomplexen Finanzprodukten, ist ebenfalls in Verruf geraten. Die Ereignisse im Herbst 2008 haben gezeigt, dass die CDOs oder gar die synthetischen CDSs die Finanzmärkte nicht sicherer und liquider gemacht haben. Im Gegenteil: Sie haben sich als «Massenvernichtungswaffen der Finanzmärkte» und als «Giftmüll» herausgestellt, von denen man besser die Finger lässt. Nur der dritte Pfeiler des Investmentbanking, die strategische Beratung von Unternehmen und die Hilfe bei Übernahmen, ist nach wie vor sinnvoll. Doch bei dieser Art von Investmentbanking muss weder ein grosses Rad gedreht noch die Master-of-the-Universe-Pose eingenommen werden. Es kann gegen Honorar betrieben werden wie etwa bei Anwälten. Das war übrigens lange so üblich.
Für die betroffenen Mitarbeiter ist der Stellenabbau bei der UBS schmerzlich. Wirtschaftlich hat sich das Investmentbanking der Schweizer Grossbanken nie gerechnet. Es war mehr vom Wunsch getrieben, mit den Grossen an der Wallstreet mitzuhalten, als von einer sinnvollen Geschäftsstrategie. Langfristig ist der Abschied vom Investmentbanking für den Finanzplatz Zürich und für die Schweizer Volkswirtschaft ein Segen.
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