Die Highlights in den Zürcher Kinos diese Woche
Eine Nick-Hornby-Verfilmung und eine Stieg-Larsson-Adaption: Das läuft diese Woche neu in den städtischen Kinos.

Being With Animals
«Was denkt mein Tier?», fragt sich die Basler Regisseurin Salome Pitschen. Sie spricht mit einer Shiatsu-Therapeutin, einem Verhaltenskommunikator, einem Quantenphysiker, einem Zirkusdompteur und einer Telepathin. Zum Schluss lernt Pitschen, auf ihre Hündin zu hören. Ob es sich mit Tieren plaudern lässt, das kann man glauben oder nicht. Damit allerdings 91 Minuten Film zu füllen, geht nicht auf. Die Regisseurin dekoriert die Interviews mit verwackelten Bildern von spielenden Hunden oder Baumkronen in der Sonne und dem Tierkommunikator, der mit Pferden kuschelt. Übrig bleiben eine Handvoll interessanter Aussagen über Mensch-Tier-Beziehungen und ein bisschen Esoterik. Leider kein Leckerli. (pos)
The Extraordinary Journey of the Fakir
Eigentlich sucht der Inder Aja (Dhanush) in Paris nach den Spuren seines verschollenen Vaters. Er landet in der Ikea und versteckt sich ausgerechnet in jenem Schrank, der in der Nacht zur Auslieferung abtransportiert wird. Damit beginnt eine irrwitzige Fahrt, die ihn nach England, Spanien, Italien, ins libysche Flüchtlingslager und zurück nach Indien bringt. Der kanadische Regisseur Ken Scott vermengt süsse «Amélie»-Ästhetik mit Bollywood-Tanznummern, etwas Monty-Python-Humor und konkretem Flüchtlingselend. Im Ganzen geht das niemals auf, aber der hierzulande unbekannte indische Star Dhanush hält es doch irgendwie zusammen. (ml)
The Girl in the Spider's Web
Die Hackerin Lisbeth Salander (Claire Foy) und der Journalist Mikael Blomkvist (Sverrir Gudnason) bringen Verbrecher zur Strecke. Im Zentrum dieses Films steht Lisbeths Kampf gegen ihre Schwester Camilla (Sylvia Hoeks). Die schwedische «Millennium»-Trilogie nach den Büchern von Stieg Larsson erhielt bereits ein US-Remake durch David Fincher, nun folgt ein Reboot mit rundum erneuertem Personal. Es basiert auf einem Roman von David Lagercrantz, der Larssons Bücher seit dessen Tod fortsetzt. Der Film erhebt Lisbeth erstmals zur klaren Hauptfigur -- das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auf der Strecke geblieben sind die prägnanten Charakterzeichnungen. Salander ist keine tickende Zeitbombe mehr, sondern eine verlässliche Kampfmaschine, Blomkvist schrumpft zur unbedeutenden Nebenfigur. (zas)
Glaubenberg
Der Glaubenberg, wo Obwalden ans Luzernische grenzt, ist Erinnerungsbild, Fluchtort und mysteriöses Zauberland für die 16-jährige Lena (Zsofia Körös), die ihren Bruder (Francis Benjamin Meier) liebt, wie sies nicht sollte. So begehrlich und fordernd liebt sie ihn, dass er vor ihr flieht und sie sich verliert in einem wirklichkeitsfernen, sehnsüchtigen Wahnsinn. Erfahrungen des Regisseurs treffen da auf Ovids «Metamorphosen», so las man. Thomas Imbach hat das Talent und die Bildkraft, der bodenständigen Realität eine mythische Seele zu geben. In der Begabung steckt allerdings auch Risiko: Manchmal verliert sich die Geschichte im dramatischen Dunst. (csr)
Impulso
Weder von Traditionen noch von ihrem Körper scheint Rocío Molina sich Grenzen setzen zu lassen. Sie ist klein, muskulös, eigensinnig und wird als Erneuerin des Flamencos gefeiert, auf dessen Tanzsprache sie hemmungslos improvisiert. Jede Vorstellung wird dadurch einzigartig. Ihr dabei zuzusehen ist verstörend, bezaubernd und atemberaubend zugleich. Der Film folgt der Tänzerin im Entstehungsprozess einer abendfüllenden Kreation. Er begleitet sie zu Hause, am Strand, in den Proben und letztlich immer bei der Suche nach dem ultimativen Ausdruck. Ein faszinierender Blick auf den Mut und die Kompromisslosigkeit einer Frau und Künstlerin. (nsc)
Juliet, Naked
Annie (Rose Byrne) hat genug von der Obsession ihres Freundes Duncan (Cris O'Dowd) mit seinem Jugendidol Tucker Crowe (Ethan Hawke). Deshalb kritisiert sie dessen Musik auf Duncans Blog, worauf sie von unerwarteter Seite Zustimmung erhält, nämlich von Tucker Crowe selbst. Daraus entsteht eine innige E-Mail-Freundschaft, aus der mehr werden könnte. Die Nick Horny-Verfilmung erinnert in ihrer Mischung aus aufrichtiger Empfindsamkeit und Humor an «About a Boy». Die drei Hauptdarsteller sind phänomenal, besonders lustig ist der irische Komiker Cris O'Dowd als Duncan. (msw)
Liquid Truth
Ein Achtjähriger will nicht mehr in den Schwimmunterricht gehen. Sein Schwimmlehrer (Daniel de Oliveira) habe ihn belästigt, sagt die Mutter und löst über Social Media einen Shitstorm gegen den beliebten Lehrer aus. In ihrem zweiten Spielfilm rückt die brasilianische Regisseurin Carolina Jabor ihren Figuren mal extrem nah, dann wieder sehen wir nur die Aufnahmen von Überwachungskameras aus dem Schwimmbad. Immer wieder werden wir so gezwungen, unsere Meinungen zu revidieren. Und das ist gerade heute eine Menge wert. (bod)
Was uns nicht umbringt
Ein Zoowärter liebt eine Zoowärterin, aber sie können es einander nicht sagen. Ein Pilot hat plötzlich Flugangst. Und die junge Witwe eines Kriegsfotografen will eine Beerdigung planen – die eigene. Diese Menschen und noch viele mehr landen auf der Couch eines Psychiaters. Den von August Zirner gespielten Therapeuten kennen wir bereits aus Sandra Nettelbecks Köchinnenfilm «Mostly Martha» (2001). Dieser Erfolg ermöglichte der Regisseurin, im Ausland zu arbeiten. Jetzt ist sie nach Deutschland zurückgekehrt und stellt die Nebenfigur in die Mitte eines Ensemblefilms. Das wird zu viel und zu abgehoben, denkt man oft, aber dann holt einen hier eine ausgezeichnete Schauspielerin, dort eine berührende Passage in den Film zurück. (ml)
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