«Die Homoehe ist ein historisches Projekt»
Das Oberste Gericht beschäftigt sich zurzeit mit der Homoehe. Tagesanzeiger.ch/Newsnet-US-Korrespondent Martin Kilian analysiert, ob der Bund der Gleichgeschlechtlichen in Amerika eine Chance hat.
Die sogenannte Homoehe beschäftigt seit heute das Oberste Gericht der USA. Bei der Verhandlung über ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen in Kalifornien deuteten mehrere Richter an, dass es in dem Fall womöglich keine Grundsatzentscheidung geben wird. Morgen wird aber eine zweiter Fall beraten: Es geht um eine Beschwerde gegen das Bundesgesetz zum Schutz der Ehe von Mann und Frau von 1996. Martin Kilian, unser Korrespondent in den USA, schätzt die Chance auf eine Gleichstellung der Homoehe in seiner Videoanalyse ein (siehe oben).
Wachsende Unterstützung
Die rechtliche Gleichstellung von Partnerschaften Homosexueller wird in den USA ebenso intensiv diskutiert wie in Europa. Neue Umfragen zeigen wachsende Unterstützung der Amerikaner für die Homoehe. Ob der Supreme Court in dieselbe Richtung neigt, ist offen. Gegner der Homoehe zeigen sich zuversichtlich, dass sie die Verfahren gewinnen.
In einer 80-minütigen Anhörung über das Verbot in Kalifornien äusserten am Dienstag mehrere Richter Zweifel, ob sie überhaupt zuständig seien. Der Richter Anthony Kennedy deutete an, dass das Gericht den Fall ohne Entscheidung abweisen könnte. Dann könnten in Kalifornien wohl wieder gleichgeschlechtliche Eheschliessungen möglich werden. Doch hätte eine solche Entscheidung keine Auswirkungen in anderen Staaten.
Richter: «Ein neues Phänomen»
Richter Samuel Alito deutete an, dass er eine Entscheidung womöglich für verfrüht hält. Die Homoehe sei ein neueres Phänomen als Mobiltelefone oder das Internet. «Sie wollen, dass wir die Wirkung von gleichgeschlechtlichen Ehen einschätzen», sagte Alito. «Diese könnte sich als gute Sache herausstellen - oder als nicht so gute Sache.» Der Vorsitzende Richter John Roberts bemerkte, die Befürworter von gleichgeschlechtlichen Ehen wollten die Bedeutung des Worts Ehe ändern und auch homosexuelle Paare einschliessen.
In welche Richtung die Mehrheit des Gerichts neigt, war nicht erkennbar. Zweifel wurden sowohl an den Argumenten der Gegner der Homoehe in Kalifornien als auch an jenen der Befürworter und der Regierung von Präsident Barack Obama laut, der sich für die Gleichstellung homosexueller Paare stark macht. Eine Entscheidung wird nicht vor Ende Juni erwartet.
Derzeit erlauben neun US-Staaten und die Hauptstadt Washington gleichgeschlechtliche Ehen, zwölf weitere erkennen eingetragene Lebenspartnerschaften an. 29 Staaten verbieten Ehen zwischen Homosexuellen in ihren Verfassungen. In Kalifornien hatte eine Mehrheit in einem Referendum vor fünf Jahren für ein Verbot gestimmt. Zuvor war die gleichgeschlechtliche Ehe rund fünf Monate lang legal gewesen. Die während dieser Zeit geschlossenen 18'000 Ehen in Kalifornien haben Bestand.
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