Die Kreuzigung des Sündenbocks
Die Ersatzreligionen von Suburbia: In seinem grossen, neu aufgelegten Roman «Die Lichter von Bullet Park» leuchtet John Cheever die dunkle Seite des amerikanischen Traumes aus.

Bullet Park ist eine jener Suburbs, in denen grosse Erzähler wie James Salter, Richard Yates oder John Updike von jeher die dunklen Seiten des American Dreams entdeckten. Die Fassaden der Villen und Ehen sind noch intakt, die Vorgärten aufgeräumt, aber dahinter lauern Abgründe von Frustration, Aggression und Depression. Die Männer fahren morgens mit dem Zug in ihre Büros nach New York und lassen die Frauen allein mit unzufriedenen Kindern, bigotten Nachbarn und den Anfechtungen der Moderne. Wenn sich die Ehepaare dann abends auf der Cocktailparty wieder vereinen, wird geheuchelt, gelästert und getrunken, was das Zeug hält.