Die Langstrasse bekommt ein eigenes Radio
Wie ihre Vorbilder aus London und Amsterdam sendet das Zürcher Radio GDS.FM bald aus einer Bar im Kreis 4.
Der gelb-rote Verputz bröckelt, die letzten Reste des La Catrina verschwinden. Es wird gebohrt, gezimmert und frisch eingerichtet. Am ehemaligen Standort der mexikanischen Bar im Hinterzimmer der Langstrasse entsteht Neues: Schon Ende Monat sendet das alternative Zürcher Webradio GDS.FM zum ersten Mal aus der eigenen Bar mit dem treffenden Namen «Sender».
Seit Anfang April wird an der Transformation gewerkelt. Zwischen Werkzeugen, Kabeln und Boxen lässt sich schon jetzt erahnen: Im Vergleich zum Vorgänger wird es dunkler, schlichter – und die Reise geht ins All.
Endlich ein eigenes Zuhause
Das Wichtigste ist an diesem Ort aber nicht die Einrichtung, sondern der Sound. Schon seit das Webradio am 8. März 2014 zum ersten Mal auf Sendung ging, ist ein eigener, öffentlich zugänglicher Raum ein Traum von Gründer Christian Gamp. Radio aus der Bar, das gibt es schon – nur nicht in Zürich. Die Vorbilder senden in Metropolen und heissen Soho Radio (London) oder Red Light Radio (Amsterdam).
Bis jetzt befand sich das Studio von GDS.FM im Wohnzimmer von Gamps WG im Kreis 3. «Das letzte Jahr war ich intensiv auf der Suche nach einem echten Zuhause für den Sender», erzählt er. Der Standort an der Kurzgasse 4 sei optimal: klein genug, um auch experimentelle Acts buchen zu können, und zentral genug gelegen, um genügend Leute anzuziehen.
Die Bar soll in einer ersten Phase von Mittwoch bis Samstag geöffnet sein, ab 18 Uhr kann der geneigte Hörer bei einem Drink der Entstehung des Radioprogramms live beiwohnen. Die Liveauftritte, die bisher in wechselnden Locations stattgefunden haben, werden neu direkt im «Sender» vertont. «Am Donnerstag treten Liveacts auf», sagt Gamp. «Und am Wochenende werden vorwiegend DJs an den Tellern stehen, die für Tanzatmosphäre sorgen können.» Im Lokal soll auch der eine oder andere internationale Künstler auftreten, wenn die Finanzen es erlauben – oder bekannte Acts, die anderswo in Zürich spielen, kommen am Nachmittag auf ein Interview vorbei.
Vom Hobby zum Beruf
Und wie geht es dem Sender abgesehen vom neuen Satelliten in der Stadt? «Es läuft hervorragend», befindet Gamp. «Die Leidenschaft, die wir in das Radio stecken, kommt an.» GDS.FM hat mittlerweile über den Player im Internet 40'000 Einschaltungen pro Woche. Dazu kommt im Raum Zürich die Reichweite über das Digitalradio. Fast 600 Mitglieder finanzieren mit einem Jahresbeitrag von 65 Franken die Fixkosten. Der Eindruck Gamps, dass zwischen den Spartensendern und dem Mainstream Platz ist für ein alternatives Radio mit breiter musikalischer Ausrichtung, scheint sich bewahrheitet zu haben.
Seit neuestem setzt Gamp auch beruflich alles auf die Karte GDS.FM. Sein 40-Prozent-Job als Disponent für Kulturplakate hat er auf Ende März gekündigt. Und er will mehr: «Der Betrieb und die Liveauftritte sind ausbaubar», sagt er. «Wir können uns vorstellen, die Bar irgendwann noch öfter zu öffnen – und mehr Shows zu organisieren.»
3 Jahre GDS.FM, 22. April Stall 6, Gessnerallee 8, 8001 Zürich
Sender-Opening, 28. April bis 1. Mai Sender, Kurzgasse 4, 8004 Zürich
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