Die letzte Festung des Davoser Widerstands
Sie wohnen gleich beim Davoser Kongresszentrum. Und sie geben den Kampf gegen das WEF nicht auf.
Am ersten Tag des World Economic Forum werden die Besucher des Kongresszentrums mit stillem Protest konfrontiert: «Wipe out WEF», steht an der Fassade eines stattlichen Wohnhauses, ein Steinwurf vom WEF-Gelände entfernt, «Climate Change kills!», «They are so dangerous, they have to be fenced off», also «Sie sind so gefährlich, sie müssen weggesperrt werden».
Beim Klingeln erhält der Protest ein freundliches Gesicht: Jürg Grassl, 35, gebürtiger Davoser. Er hat keine Freude am WEF: «Wir erkennen in dieser Zeit unsere eigene Stadt nicht mehr», sagt er. Er wurde von der Mietgemeinschaft zu ihrem Pressesprecher ernannt. «Indem keine Demonstration bewilligt wird, wird öffentliche Kritik am WEF kriminalisiert. Das ist unserer Demokratie nicht würdig. Deswegen protestieren wir Einheimischen stumm», sagt Grassl.
Von gewaltsamen Protesten distanzieren sich die Bewohner des Hauses, auch vom Revoultionären Aufbau und der Revolutionären Jugend, die den Spruch «WEF ausradieren» dieses Jahr wieder benutzen. «Aber für die Welt und Davos wäre es das beste, wenn es das WEF nicht gäbe», sagt er.
«Das WEF tut Davos nicht gut»
Die Polizei war von der Friedfertigkeit der Bewohner wohl nicht ganz so überzeugt. Gemäss ihnen versuchten einige Beamte am Montagabend sich mit Sturmhauben über den Gesichtern Zutritt durch den Hintereingang zu verschaffen.
Grassl erklärt sich: «Das Forum versucht seit fast 50 Jahren die Welt zu verbessern, doch doch der Graben zwischen jenen die sich hier treffen und dem Rest der Welt wird immer grösser.» Wie die Wirtschaftsführer, die das Forum besuchen, der Welt schaden, zeige sich in Kleinformat an Davos: «Viele riechen hier das Geschäft mit dem Forum, fast alle Ladenbesitzer geben ihre Flächen her. Eine Jahresmiete lockt», sagt er. Die gepredigte Nachhaltigkeit sei eine reine Farce.
«Sind die bunten Fassaden und stinkenden Limousinen wieder weg, stehen Hotels und Läden leer, die Wohnungsmieten sind überdurchschnittlich hoch», klagt Grassl. Lokale Säle würden während des WEF leer stehen, während das Forum extra Zelte aufstelle und diese beheize.
Dass das WEF den normalen Alltag der Davoser für fast einen Monat so stark behindere sei ärgerlich. «Schliesslich werden die Steuerzahler für den Reibungslosen Ablauf ordentlich zur Kasse gebeten.» Wenigstens sollte es nur alle zwei Jahre stattfinden, findet Grassl. Viele Davoser würden diese Meinung teilen. «Man getraut sich nur nicht, es offen zu sagen.»

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