Als Särge im Meer triebenDie letzte Unruhe
Vor einem Jahr stürzte in Italien der Friedhof von Camogli ins Meer, mit einem kurzen Rumms und einer langen Polemik danach. Seither fragen sich die Angehörigen, wo sie um ihre Lieben trauern sollen.

Den Aussichtsplatz haben sie jetzt eingezäunt, mit seiner Pinie, den Parkbänken und dem schönen Blick auf die See, auf tausend Sonnenuntergänge, auf Stürme in der Ferne. Auf der Tafel steht: «Belvedere Gente di mare». Menschen des Meers. Gemeint sind die Menschen von Camogli, einer kleinen Stadt an der Riviera Levante, ein bisschen südlich von Genua. Es geht ein leichter Wind. Da vorne segeln Möwen, sie kreischen wie kleine Kinder. Sonst ist es still.
Wenn die Geologen nicht falschliegen, und den erfahrenen italienischen Geologen sollte man eigentlich blind glauben dürfen, dann wird dieser Aussichtsplatz auf einer Klippe des ligurischen Fischerorts, hoch über dem Golfo Paradiso und sehr instagrammabel, als Nächstes wegbrechen. Wegrutschen ins Tyrrhenische Meer, mit einem kurzen Rumms, ein paar Sekunden wird es nur dauern. Das Wasser wird sich dann braun und gelb einfärben. Wann genau? Morgen vielleicht, in drei Jahren, in hundert Jahren? Man weiss es nicht.