«Die Menschen versuchen aus Latakia zu flüchten»
Die syrische Armee hat den dritten Tag in Folge Wohngebiete in der umzingelten Hafenstadt Latakia beschossen. Für die Einwohner gibt es keine Fluchtwege.
Die Panzer hätten das Viertel al- Kuneines angegriffen, berichteten Augenzeugen am Montag. «Die Menschen versuchen zu flüchten, aber sie können Latakia nicht verlassen, weil die Stadt umlagert ist», sagte ein Anwohner der Nachrichtenagentur Reuters. Scharfschützen gingen auf Hausdächern in Stellung, Schüsse waren weithin zu hören, berichteten syrische Exil-Aktivisten, die mit Augenzeugen vor Ort in Verbindung stehen. Am Sonntag hatte das Militär erstmals Kanonenboote eingesetzt, um Wohnviertel vom Meer aus zu beschiessen.
Nach Angaben von Aktivisten waren dabei 29 Menschen getötet worden. Insgesamt haben die Sicherheitskräfte seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad nach diesen Informationen rund 2000 Zivilisten im ganzen Land getötet.
Kriegsschiffe beschiessen Wohngebiete
Syrische Panzer waren am Samstag in die Hafenstadt eingerückt, nachdem dort am Vortag etwa 10'000 Bewohner gegen Assad demonstriert hatten. Nach Berichten von Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen beschossen auch Kriegsschiffe dicht besiedelte Wohngebiete in der nordwestlich gelegenen Stadt.
Die staatliche Nachrichtenagentur dementierte, dass Latakia vom Meer aus angegriffen worden sei. Die Berichte aus Syrien können nur schwer überprüft werden, weil die Regierung ausländische Korrespondenten aus dem Land verwiesen hat und Journalisten allgemein die Arbeit erschwert.
Waffeneinsatz verurteilt
Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle verurteiltem am Montag den Einsatz von Kriegsschiffen und Panzern gegen Demonstranten in Syrien scharf. «Diese aktuelle Gewaltanwendung ist weder moralisch noch völkerrechtlich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen», sagte Aussenamts-Sprecher Andreas Peschke in Berlin.
Deutschland fordere ein sofortiges Ende der Gewalt und setze sich in der EU für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Syrien ein. Zudem werde man auf eine erneute Befassung des UNO-Sicherheitsrats mit dem Thema noch in dieser Woche dringen.
Spaniens gescheiterte Mission
Spanien hat nach Angaben der Zeitung «El País» im Juli vergeblich versucht, mit einer Geheimmission eine Lösung im Syrien-Konflikt einzuleiten. Wie das Blatt am Montag berichtete, hatte ein Vertrauter von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero in Damaskus dem Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad Vorschläge für einen friedlichen Übergang gemacht.
Spanien erklärte sich demnach bereit, Assad und dessen Familie Asyl zu gewähren. Von Seiten der Regierung gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Mission des Zapatero-Vertrauten Bernardino León sei jedoch ohne Ergebnis geblieben. Zudem sei die spanische Initiative aufgrund der blutigen Gewalt, mit der das Assad-Regime gegen die Opposition in Syrien vorgehe, mittlerweile hinfällig geworden, berichtete die - der Madrider Regierung nahestehende - Zeitung. León war damals noch aussenpolitischer Berater Zapateros. Er ist jetzt Sondergesandter der EU im südlichen Mittelmeerraum.
SDA/jak
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