Die Migros will das dreckige Geschirr zurück
Die Migros verkauft Take-away-Gerichte neu ab sofort auch in Mehrweggeschirr. Umweltschützer finden das gut, haben aber eine noch bessere Lösung vor Augen.

Essen zum Mitnehmen ist beliebt. Weil sowohl Studenten als auch Büroangestellte und Handwerker ihr Mittagessen gerne im Park, im Pausenraum oder gar vor dem Computer verzehren, landen tagtäglich Berge von Plastik-Einweggeschirr im Abfall.
In den Restaurants und Take-aways der Migros kauft rund ein Drittel der Kunden das Essen in Wegwerfschalen. Pro Woche sind das etwa 400'000 Personen. Ihnen bietet der Grossverteiler neu Mehrweggeschirr an: Gegen ein Depot von 5 Franken können sie ihr Essen in einer Schale aus hartem Plastik mitnehmen und das Geschirr später ungewaschen wieder abgeben.
Die Migros bezeichnet das neue Angebot als umweltfreundliche Alternative zum Wegwerfgeschirr. Allerdings: Auch das Mehrweggeschirr benötigt bei seiner Herstellung Rohstoffe und Energie, und für den Abwasch braucht es ebenfalls Strom und Wasser. Ist es wirklich ökologischer als die aus dünnem Plastik hergestellten Wegwerfschalen? Ja, auf alle Fälle, sagt Migros-Sprecherin Christine Gaillet. Voraussetzung sei allerdings, dass das Geschirr tatsächlich auch mehrmals verwendet werde. Mit dem Depot sei das aber gewährleistet.
Hundertmal wiederverwenden
Wie viele Male eine Mehrwegverpackung abgewaschen und wieder eingesetzt werden muss, bis ihre Ökobilanz jene von Wegwerfgeschirr überflügelt, kann Gaillet nicht genau sagen. Bei den Gefässen, die letztes Jahr im Pilotversuch in sechs Migros-Restaurants in der Stadt Zürich verwendet wurden, lag die Schwelle bei achtmal. Beim etwas grösseren und schwereren Mehrweggeschirr, das nun schweizweit lanciert wird, dürfte sie leicht höher sein. Da das Geschirr aber rund hundertmal abgewaschen und wiederverwendet werden kann, falle die Ökobilanz auf alle Fälle positiv aus, sagt Gaillet.
Bei der Stiftung Pusch, die Gemeinden und Unternehmen bei Umweltschutzfragen berät, begrüsst man die Initiative der Migros. Es sei auf alle Fälle das richtige Signal an die Konsumenten, wenn versucht werde, Abfall dort zu vermeiden, wo er entstehe, sagt Simon Zeller, Projektleiter bei Pusch. Zeller hat keine Zweifel, dass Mehrweggeschirr, so wie es nun bei der Migros eingesetzt wird, ökologisch der Wegwerfware überlegen ist.
Migros wählt Alleingang
Zeller sieht zudem noch ein grosses Potenzial für Mehrweggeschirr: Besonders interessant und vor allem auch effizienter wäre es in seinen Augen, wenn sich möglichst viele Take-away-Anbieter dem gleichen System anschliessen würden. Die Konsumenten könnten dann, egal, wo sie gerade einkaufen, ihr gebrauchtes Gefäss zurückbringen respektive gegen ein neu gefülltes eintauschen.
Das ist allerdings noch Zukunftsmusik: Zwar gibt es bereits Depotgeschirr, das in mehreren unterschiedlichen Take-away-Restaurants eingesetzt wird. Dem Netzwerk, das vom Start-up Recircle betrieben wird, gehören bereits 42 Restaurants an, die meisten in Bern. Die Migros hat sich aber dazu entschieden, sich nicht diesem Netz anzuschliessen. Sie bezieht das Mehrweggeschirr zwar auch bei Recircle. Das Migros-Geschirr hat allerdings eine andere Farbe als das andere. Entsprechend nimmt die Migros nur die eigenen grünen Schalen zurück.

Die Mehrwegschale, welche die Migros für Take-Away-Gerichte zur Verfügung stellt.
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