Die neue Bank, die keine sein will
Flynt ist kein klassisches Finanzinstitut, sondern eine neuartige Internetplattform. Sie will Schweizer Superreichen helfen, ihre Vermögenswerte zu verwalten. Zu einem stolzen Preis.

Die Zahl der Banken sank in den letzten Jahren dramatisch. Einige wurden übernommen, andere geschlossen, doch kaum eine ging frisch an den Start. Nun gibt es aber wieder einen Neuzugang im Club der Schweizer Geldinstitute. Die Zuger Jungfirma Flynt verfügt seit wenigen Wochen über eine Bankenlizenz. Doch setzt das Unternehmen nicht auf dicke Mauern, einen noblen Empfang und ist auch nicht am Zürcher Paradeplatz zu finden.
Das Büro von Flynt ist wenige Gehminuten vom Bahnhof Zug entfernt und erinnert eher an die Räumlichkeiten einer IT-Firma. Gewählt wurde der Standort aus pragmatischen Gründen; er liegt zwischen Luzern und Zürich. Damit ist er für die 43 Mitarbeiter der Bank gut erreichbar. Und trotz dieser Besonderheiten hat es die neue Bank auf ein für den Schweizer Finanzplatz klassisches Kundensegment abgesehen: die besonders vermögenden Kunden.
Bei Flynt handelt es sich um das zweite prominente Projekt von Jan Schoch, den Gründer des Finanzdienstleisters Leonteq. Das Unternehmen galt lange als Vorzeige-Start-up auf dem Schweizer Finanzplatz, geriet dann aber in wirtschaftliche Turbulenzen. Zuletzt vermeldete Leonteq immerhin wieder schwarze Zahlen.
Wir sind keine Bank im klassischen Sinne, sondern ein Technologieunternehmen»
Nach mehr als zwei Jahren Vorarbeiten folgt nun mit Flynt Schochs nächster Streich. Die neue Bank will alles anders machen als die arrivierten Geldhäuser. «Wir sind keine Bank im klassischen Sinne, sondern ein Technologieunternehmen», so Flynt-Chef Stijn Vander Straeten. Er ist nicht der erste Chef der Jungfirma, schon in der Startphase sorgten Führungswechsel in der Branche für Gesprächsstoff.
Flynt will nun aber nicht den etablierten Geldhäusern nacheifern, sondern sieht seine Vorbilder eher in den grossen IT-Plattformen wie Google, Uber und Ebay. Die Bank soll daher keine Anlageprodukte verkaufen oder Kundengelder entgegennehmen. Die Jungfirma bietet Werkzeuge an, damit Kunden ihre Aktien, Immobilien und andere Vermögenswerte, die sie bei verschiedenen Banken halten, verwalten können.
Auf einem von Flynt entwickelten Webportal werden alle Vermögenswerte vom Bankkonto über die Liegenschaft bis zur Kunstsammlung dargestellt. Auf dieser Übersicht aufbauend sollen nun weitere Dienstleistungen entwickelt werden. So werden die Kunden über auslaufende Anleihen, fällige Versicherungen und aggregierte Steuerinformationen auf dem Laufenden gehalten. Es wäre auch denkbar, dass, wenn ein Kunde schon Bilder eines Malers besitzt, ihm über das Portal Informationen über eine Auktion eines Bildes desselben Künstlers zugestellt werden.
Die meisten Kunden werden für den Dienst wohl zwischen 30'000 und 60'000 Franken pro Jahr bezahlen.
Das Ganze hat seinen Preis. Doch entscheidet im Gegensatz zum Geschäftsmodell bei vielen anderen Banken nicht die Höhe der verwalteten Vermögen über die Gebühren. Die Grundgebühr beträgt 20'000 Franken pro Jahr. Hinzu kommt ein variabler Anteil. Je komplexer das Vermögen angelegt ist, desto grösser sind die variablen Kosten. Bei Flynt geht man davon aus, dass die meisten Kunden Gebühren zwischen 30'000 und 60'000 Franken pro Jahr bezahlen werden – zusätzlich zu den Gebühren, die sie bereits bei ihren Banken haben. Die Ausgaben sollen sich aber für die Kunden lohnen, weil sie weniger Aufwand mit dem Betreuen ihres Vermögens haben sollen.
Laut der Chefetage von Flynt dürfte es sich ab einem Vermögen von 25 Millionen Franken lohnen, die Plattform zu verwenden. Das ist eine Zielgruppe, für die viele Privatbanken nicht unbedingt digitale Werkzeuge einsetzen wollen. Sie legen viel mehr Wert auf den persönlichen Kontakt. Flynt betreut derzeit die Vermögen von vier Kunden – 200 bis 300 wird es brauchen, damit die Firma Gewinn schreibt. Die Kunden sollen aus der Schweiz stammen, Vermögende aus dem Ausland hat die Bank noch nicht im Visier. Es sei aber vorstellbar, dass die Firma ihre Software im Ausland vertreiben würde.
Um die Daten der Kunden überhaupt auswerten zu können, ist das Jungunternehmen auf Informationen von UBS, CS und Co. angewiesen. Sie müssen die Daten ihrer Kunden für Flynt freigeben, damit sie das Jungunternehmen auswerten kann. Laut dem Flynt-Chef Vander Straeten habe sich eine Bank geweigert, die Kundendaten zu teilen. Da der Kunde aber unbedingt Flynt nutzen wollte, habe er sein Vermögen bei jener Bank abgezogen. Die Kunden möchten ihre Daten teilen, ist Vander Straeten überzeugt, darauf müssten sich die Banken einstellen. Vermögende Kunden könnten bei ihrem Institut genügend Druck erzeugen, dass die Banken die Daten freigeben würden.
Das gelte für Bankkunden mit kleineren Vermögen allerdings nicht. Doch sollten auch ihre Daten dereinst verfügbar sein, dann wäre es für Flynt denkbar, auch ihnen eine abgespeckte Variante der Plattform anzubieten.
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