
Knapp zwei Jahre nach dem Nein zum Gripen kündigt das Verteidigungsdepartement bereits eine Evaluation für neue Jets an. Eine Zwängerei? Nein. Denn bis der Typenentscheid gefällt ist und das Volk aufgrund einer absehbaren Initiative erneut über einen Jetkauf abstimmen kann, wird es frühestens 2020. Dann aber sind die 54 Tiger-Jets Geschichte. Und die Luftwaffe besteht nur noch aus 31 F/A-18, die am Ende ihrer Betriebszeit angelangt sind – falls in der Zwischenzeit keine weitere Maschine durch Absturz verloren gegangen ist. Ohne Ersatz stünde die Schweiz bald ohne Luftwaffe da.
Wer nun einwendet, das sei nicht weiter schlimm, da die Zukunft den Drohnen gehöre und in Mitteleuropa auf absehbare Zeit kein militärischer Konflikt zu erwarten sei, übersieht zweierlei: Wer ja sagt zur Landesverteidigung, muss auch ja sagen zu einer Luftwaffe. Es wäre absurd, Infanteristen den Kampf am Boden üben zu lassen – im Wissen darum, dass sie im Ernstfall über keinen Schutz aus der Luft verfügten. Zudem übernimmt die Luftwaffe luftpolizeiliche Aufgaben, die nicht delegiert werden können. Unbemannte Drohnen sind zu langsam für diesen Auftrag. Sie vermögen den Piloten nicht zu ersetzen, der mit seinem Jet aufsteigt – und vor Ort entscheidet, was mit einem Flugzeug zu tun ist, das sich nicht an die Luftverkehrsregeln hält.
Entscheidend beim Kauf des neuen Jets ist, dass er eingebettet ist in eine verstärkte internationale Kooperation. So sollte bei der Typenwahl auch berücksichtigt werden, welche Modelle in den Nachbarländern im Einsatz stehen. Denn Sicherheitspolitik im Europa des 21. Jahrhunderts muss grenzübergreifend konzipiert sein. Ohnehin ist es nötig, die Beschaffung besser zu begründen und abzustützen, als dies beim Gripen der Fall war. So erweckte der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer den Eindruck, die Beschaffung sei gar nicht so wichtig. Und Kritik aus der Luftwaffe an der umstrittenen Typenwahl wurde zu wenig beachtet. In diesem Sinn ist die angekündigte Begleitgruppe zu begrüssen. Denn spätestens seit dem Gripen-Fiasko ist klar: Die einst vorbehaltlose Unterstützung für Armeevorlagen an der Urne ist Geschichte.
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Die neuen Kampfjets sind keine Zwängerei
Das Volk lehnte den Gripen ab. Der Bund will neue Kampfflugzeuge. Wie dieser Widerspruch zu verstehen ist.