Die «Operation vierter Mann» läuft
Die Gerüchte über Sprengkandidaten für die Bundesratswahlen reissen nicht ab. Thomas Hurter und Hannes Germann werden ebenso genannt wie eine bisher unbekannte Schaffhauserin.

Eine Parlamentariergruppe hat laut der «Sonntagszeitung» die «Operation vierter Mann» gestartet. Sie will laut der Zeitung dem SVP-Dreierticket einen Sprengkandidaten gegenüberstellen. Erste Priorität habe der Schaffhauser Nationalrat Thomas Hurter. Von ihm glauben die Strippenzieher, dass er dem Druck seiner Partei, eine Wahl abzulehnen, widerstehen könnte. Als ehemaliger Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission hat Hurter sich im Nationalrat einen Namen als kompetenter und unabhängiger Politiker gemacht.
Als Alternative werde Hannes Germann genannt. Für den zweiten Schaffhauser spräche, dass er als Ständerat wohl einen Grossteil der kleinen Kammer hinter sich hätte und so auf Anhieb mit 30 bis 40 Stimmen starten könnte. Beide SVPler wurden zwar von ihrer Partei als bundesratswürdig befunden, aber schliesslich nicht nominiert, weil sie als zu wenig linientreu galten. Hurter wie Germann sind gegen die Kündigung der Bilateralen und für die Anerkennung des Völkerrechts.
Chancen intakt
Was die beiden für viele in der SVP unwählbar macht, spreche aus Sicht der anderen Parlamentarier für die beiden Schaffhauser. Auch der ehemalige Thurgauer SVP-Nationalrat Peter Spuhler sei eine Option als «vierter Mann» gewesen. Doch man habe diese Idee verworfen. Im Gespräch seien auch SVP-Regierungsräte gewesen.
Nicht direkt Beteiligte räumten dem Plan durchaus Chancen ein. So wird ein anonymer CVP-Mann zitiert: «Der Ärger über das SVP-Ticket ist so gross, dass die Aktion mit einem valablen Kandidaten wie Thomas Hurter gelingen könnte.»
Was macht die FDP?
Und selbst in der FDP, die nach der Fraktionssitzung am Dienstag erklärt hatte, man werde auf jeden Fall einen der Offiziellen wählen, gebe es Anhänger der «Operation vierter Mann»: «Man muss es auf jeden Fall mit einem vierten Kandidaten versuchen, denn viele Parlamentarier wollen sich das Wahldiktat der SVP auf keinen Fall gefallen lassen», sagt eine Freisinnige laut der Zeitung.
Denn die SVP hat festgelegt, dass ein nicht von ihr aufgestellter Kandidat bei Annahme der Wahl automatisch aus der Partei ausgeschlossen würde. Die Rechnung sei schnell gemacht: Stimmten links, grün und die Mitte mehrheitlich für den «vierten Mann» und kämen noch einzelne FDPler hinzu, sei der Sprengkandidat so gut wie gewählt.
Eine Kandidatin aus Schaffhausen
Auch die «NZZ am Sonntag» handelt SVP-Ständerat Hannes Germann als möglichen Sprengkandidaten. Die SP liebäugle immer noch mit der Wahl des Schaffhausers: «Wenn Germann antritt, ist er gewählt», zitiert die Zeitung ein SP-Kader. Germann hat allerdings schon erklärt, er wolle sich nicht verheizen lassen.
Das Blatt bringt zudem einen weiteren Namen ins Spiel: Eine neue Sprengkandidatin, die laut «NZZ am Sonntag» im Gespräch ist, kommt ebenfalls aus Schaffhausen: SVP-Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel ist ehemalige Managerin und Oberst a.D.. Ihr werde eine grosse Unabhängigkeit von ihrer Partei nachgesagt, was sie für die Linke speziell interessant machen dürfte.
Selbst in bürgerlichen Kreisen hofft man auf ein Manöver von SP und Grünen, etwa mit Heinz Brand. Sollten die beiden Linksparteien in den ersten Wahlgängen geschlossen auf den Bündner SVP-Nationalrat setzen, könnte dieser auf rund 70 Stimmen kommen – hierauf dürften auch Vertreter von FDP und CVP in weiteren Wahlgängen auf den Migrationsexperten einschwenken. «Die SVP käme in Zugzwang», sagt ein Parlamentarier in der «NZZ am Sonntag».
Eine Charmeoffensive
Glaubt man der «Zentralschweiz am Sonntag», ist auch der Zuger Landammann Heinz Tännler noch nicht aus dem Rennen. Es werde kolportiert, er würde eine Wahl auch gegen den Willen der Partei annehmen, schreibt die Zeitung. Tännler, der zunächst kandidierte, sich dann aber zurückgezogen hat, will diese Spekulationen nicht kommentieren. Seine Wahlchancen wären allerdings gering, vor allem, weil ihm viele wegen seiner früheren Anstellung als Fifa-Chefjurist nicht trauen.
Thomas Aeschi will es derweil wirklich wissen: Mit einer beispiellosen Charmeoffensive hat der Zuger in den letzten Tagen alle Zweifel an seinem Willen, Bundesrat zu werden, zerstreut. Dies gelang mit gezieltem Netzwerken und einem Medien-Marathon inklusive Homestory. Aeschi hat unterdessen auch gewichtige Unterstützer: So weibelt der Wirtschaftsverband Economiesuisse im Parlament für den Zuger Unternehmensberater. In der FDP soll Aeschi schon eine Mehrheit hinter sich haben. Seine Wahl ist dennoch alles andere als sicher.
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