Die perfekte SMS zum Valentinstag
Wir fragten unsere Leserinnen und Leser nach liebestaumeligen Nachrichten. Es kam eine einzige – dafür eine einzigartige.

Schöner als ein Gedicht über die Liebe ist die Liebe als Gedicht. Als Text voller Möglichkeiten, in dem es nur ein Vorwärts gibt. Interpunktion, Grammatik, Logik gar? Das sind bloss die irdischen Sprenkel, die der Liebestext braucht, um irgendwo verhaftet zu sein. Was ihn ausmacht, ist die Überwindung all dieses zur Gewohnheit verkommenen Einvernehmens.
«Ich bin sturzw betrunken», beginnt der Absender nachts seine Nachricht an die Liebste. Unvermittelt, ohne Anfang, in Trunkenheit stolpernd, berauscht auch von dieser Vorstellung: wie er jetzt dann loslegt, gleich, gleich, und seine überströmenden Gedanken einfängt für diesen Text. Der Alkohol hat den Mann aufgewärmt, der ausgelassene Abend mit seinem Kumpel ihn zuversichtlich gemacht, das Sehnen nach der Frau ihm den nötigen Schub verliehen. Los, los!

«Ihad 1tütüv sachen mit jean nase geredet und 20 romono viel gelacht», kichert er vor sich hin und schreibt er auch in der SMS, kaum verständlich, umso vergnügter. «1tütüv sachen?», wird seine Liebste sich fragen, wenn sie die Nachricht liest, eintausend Sachen vielleicht? Jean ist sein bester Freund, der mit der grossen Nase, das weiss sie. Aber was soll «Romono» bedeuten? Ein magisches, geheimnisvolles Wort, das zu enträtseln für das weitere Verstehen nicht wichtig ist, aber roh in diesem Satz funkelt.
Die Liebe – sie ist eine Gier, im Geben wie im Empfangen. Mehr und mehr will sie umfassen mit ihren weit ausgestreckten Armen, und die Empfängerin wird die Botschaft durchdringen wollen, jedes Wort genau besehen und auskosten, sie muss. Sie liegt vielleicht in ihrem Bett, schon von der Ruhe des Einschlafens umhüllt. Und dann spürt sie, wie der taumelige Mann, der ihr da schreibt, sie mit diesen dusseligen, unbeholfenen, grossen Worten hinreisst. «Und das wichtirte was ich weiss», liest sie, «ist fahrg sich dich sonn fest lieben und ich mit Dir das ganze ulfafo verbringen will!»
Eine Sprache, die nur sie versteht
Ist «ulfafo» nicht viel schöner als «Leben»? Der Mann spricht eine Sprache, die nur sie versteht, er dichtet sie, verdichtet sie für sie. Keine Zeit verlieren, denkt er sich beim Schreiben, was er zu sagen hat, muss raus, raus! Noch einmal: «Du bist das wichtirte dass es gibst», und dann: «bund ich chro so formi dass Du mich auch libr mit all meinen fehlern!»
Er meint bestimmt nicht die Tippfehler, wird sie sich denken, amüsiert und tief berührt. Sie lächelt beseelt, liest die Nachricht wieder und wieder. «Dein mann der erich so fest liebt`», bricht es aus ihm heraus, das Ausrufezeichen findet er nicht mehr, egal, alles ist wahr! Er drückt auf «Senden» und – schickt die Nachricht versehentlich Jean Nase.
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