
Pflegerin kommt ins Krankenzimmer.
Pflegerin: Haben Sie gut geschlafen?
Kranker: Ja.
Pflegerin: Und haben Sie schon etwas getrunken?
Kranker: Ja. Und Sie? Haben Sie gut geschlafen?
Pflegerin: Ich?
Kranker: Und haben Sie heute schon etwas getrunken?
Pflegerin: Ich... Ich glaube nicht.
Kranker: Das habe ich mir gedacht. Setzen Sie sich hin und trinken Sie erst mal ein Glas Wasser.
Pflegerin: Entschuldigen Sie, aber Sie sind der Patient, und ich bin die Pflegerin, nicht umgekehrt.
Kranker: Da bin ich mir nicht so sicher. Sie wirken völlig erschöpft.
Pflegerin: Ja...
Kranker: Aber machen Sie sich keine Sorgen, Ende Monat kommt ja die Pflegeinitiative, und ich werde Ja stimmen.
Pflegerin: Schön, das freut mich.
Kranker: Selbstverständlich, ich sehe ja, was Sie den ganzen Tag machen. Frühschicht, Nachtschicht, an Feiertagen arbeiten, körperliche Schwerstarbeit! Und dann haben Sie noch Kinder.
Pflegerin: Es ist einfach zu viel.
Kranker: Ich will ja nicht, dass die Pflegerinnen mir aus lauter Müdigkeit plötzlich die falsche Dosis Medikamente geben. Oder ich einen Notfall habe, und keiner ist da.
Pflegerin: Ja...
Kranker: Deswegen werde ich am 28. November bei der Pflegeinitiative Ja stimmen. Bei der Justizinitiative weiss ich noch nicht. Und beim Covid-Gesetz lege ich ein Nein in die Urne.
Pflegerin: Bei dem Covid-Gesetz ein Nein?
Kranker: Ganz genau.
Pflegerin: Aber... Sie wollten uns Pfleger und Pflegerinnen doch unterstützen?
Kranker: Das mache ich doch.
Pflegerin: Aber ohne Covid-Gesetz gibt es mehr Covid-Patienten, wieder mehr Überlastung bei den Pflegenden, mehr Kündigungen, mehr Personalmangel, mehr Stress, mehr Leiden auf allen Seiten.
Kranker: Nein, nein, nein, ich lasse mich nicht vom Staat überwachen!
Pflegerin: Aber Sie wollen doch eine Pflegerin, die über Sie wacht?
Kranker: Ich will nicht in einem Staat leben, der solche Gesetze hat!
Pflegerin: Aber Sie wollen in einem Krankenhaus liegen, das eine top Pflege bietet?
Kranker: Ich will meine Freiheit!
Pflegerin: Und was ist mit ihrer Gesundheit?
Kranker: Machen Sie sich mal um meine Gesundheit keine Sorgen.
Pflegerin: Das ist ja gerade mein Beruf, mir Sorgen zu machen um Ihre Gesundheit!
Kranker: Ach, hören Sie doch auf.
Pflegerin: Sie sagten doch soeben, dass Sie keine übermüdeten Pflegerinnen wollten!
Kranker: Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.
Pflegerin: Eben doch.
Kranker: Ich weiss, dass es Pflegerinnen gibt, die auch gegen das Covid-Gesetz sind, jetzt hören Sie doch auf!
Pflegerin: O nein...
Kranker: Was?
Pflegerin: Jetzt ist es schon wieder passiert.
Kranker: Was?
Pflegerin: Man hat ein so nettes Gespräch, und dann kommt man auf das Thema Corona und streitet sich nur.
Kranker: Ja.
Pflegerin: Was machen wir jetzt?
Kranker: Ich weiss auch nicht.
Pflegerin: Vielleicht trinken wir einfach ein Glas Wasser?
Kranker: Ja.
Pflegerin: Und übernehmen Verantwortung.
Kranker: Aber Sie sind die Pflegerin und ich der Patient – die Verantwortung tragen Sie.
Pflegerin: Das ist doch krank.
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Kolumne von Laura de Weck – Die Pflegenden brauchen nicht bloss ein Ja an der Urne, sondern zwei
Auch das Covid-Gesetz lässt das Pflegepersonal besser schlafen.