«Die Polizisten wollen keinen Vertreter, der ihren Lohn kürzt»
20 Jahre lang war der EVP-Politiker Peter Reinhard der oberste Polizist. Jetzt tritt er ab und sagt, warum auch sein Nachfolger ein EVPler ist und warum Polizisten Schweizer sein sollen.

Während 20 Jahren präsidierten Sie den Verband der Kantonspolizei Zürich (VKPZ). Wie sind Sie als Nicht-Polizist überhaupt dazugekommen? Der Verband wird traditionell von einem Politiker aus dem Kantonsrat präsidiert. Dieser sollte aus der Mitte sein. Er muss mit den linken und rechten Parteien reden und diskutieren können. Deshalb ist man vor zwanzig Jahren auf mich gekommen.
Sie haben in dieser Zeit vier «politische Vorgesetzte» gehabt: Rita Fuhrer (SVP), Ruedi Jeker (FDP), Hans Hollenstein (CVP) und Mario Fehr (SP). Wer hat Sie am meisten beeindruckt? Jeder hatte seinen eigenen Führungsstil, und ich habe sie alle positiv in Erinnerung. Mario Fehr, so scheint mir, ist am präsentesten. Er ist sehr engagiert und hat sich dafür eingesetzt, dass das Korps bezüglich Ausrüstung auf dem neusten Stand ist. Zudem ist unter ihm endlich der Sollbestand erreicht worden.
Der Sollbestand war während 15 Jahren ein Thema, seit zwei Jahren hat die Kapo die 2250 Stellen erreicht. Haben Sie zu wenig lobbyiert im Kantonsrat? Nein, das hängt mit der politischen Mehrheit im Kantonsrat zusammen. Das Parlament war lange nicht bereit, neue Stellen zu bewilligen. Zudem wurde bei den Polizeischulen gespart, so dass weniger Polizisten ausgebildet wurde und es einen Rückstau gab. Man darf den Sollbestand aber nicht als absoluter Wert ansehen, höchstens als ein Etappenziel. Denn mit dem Bevölkerungswachstum, im letzten Jahr waren es 18'000 Personen, steigt auch der Bedarf an Polizisten.
Die Kapo war in den letzten Jahren selten ein öffentliches Thema. Zu Rita Fuhrers Zeit war das noch anders. Warum? Das hängt mit dem Berufsverständnis der Polizeiführung zusammen, welche im Stillen arbeitet. Eine Polizei, die in der Öffentlichkeit eine hohe Akzeptanz geniesst, muss zurückhaltend sein und sich nicht selber darstellen. Es reicht, wenn sie dann sichtbar ist, wenn man sie braucht. Die neusten Zahlen der Kriminalstatistik zeigen, dass die Kapo damit auf dem richtigen Weg ist.
Mit welchen Problemen hatte sich der Verband in Ihrer Anfangszeit befassen müssen?
Als ich begonnen habe, waren Teilzeitstellen ein Thema, vor allem für Polizistinnen. Der Anteil an Teilzeitstellen konnte dann in kürzester Zeit erhöht werden. Viele Frauen können damit Beruf und Familie gut vereinbaren.
Eine Idee war, dass auch Ausländer mit C-Bewilligung für den Polizeidienst zugelassen werden. Immer noch ein Thema?
Nein, das ist kein Thema. Wer die C-Bewilligung hat, kann sich einbürgern lassen. Ein Polizist muss das Schweizer Bürgerrecht haben. Das ist wichtig.
Wie ist die Kapo für die Zukunft gerüstet – wird sie auch längerfristig das Nummer-1-Korps in der Schweiz bleiben?
Da bin ich überzeugt. Die Kapo braucht modernste Ausrüstung und Technologie. Ein Beispiel dafür ist neue Polizeihelikopter. Sie muss mit gleich langen – oder längeren – Spiessen als die Verbrecher kämpfen. Bezüglich Cyberkriminalität braucht die Kapo vermehrt zivile Mitarbeiter und IT-Fachleute, um auf die neuen Herausforderungen in diesem Bereich reagieren zu können.
Heute Abend soll Markus Schaaf als Ihr Nachfolger gewählt werden. Auch er ist EVP-Kantonsrat. Hat die Partei das Amt gepachtet?
Finanziell ist das Präsidium kein Anreiz. Ich bin fast zwanzig Jahre mit 2500 Franken im Jahr bezahlt worden. Der Betrag ist in Anbetracht der Nachfolgeregelung nun verdoppelt worden. Das Präsidium ist in einer Mittepartei gut aufgehoben. Die Polizisten sind eher konservativ und wollen keinen Sozialdemokraten an ihrer Verbandsspitze. Aber sie wollen auch keinen Vertreter, der für Lohnkürzungen stimmt.
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